24. Auf nach Trondheim

Dienstag, 25.06.2019 / Averøy – Stabkirche Kvernes – Atlantiktunnel – Trondheim

Gefahrene km: 250
Übernachtung: Stellplatz Trondheim 26 €

War echt nett hier!

Ein letzter Blick zurück zu unserem Schlafplatz, idyllisch gelegen und von vielen Fischern frequentiert. So wie andere Campingplätze einen Raum mit Industriewaschmaschine und Trockner haben, gibt es hier eine große Halle, für das Ausnehmen und Zubereiten der gefangenen Fische.

Wir richten die Womo-Nase nicht gleich nach Norden, denn zuerst wollen wir noch die Stabkirche in Kvernes besuchen. Die Straße führt uns auf einen Hügel. Wir parken – vor uns bietet sich ein beeindruckendes Panorama über den Fjord, links neben uns eine weiße Kirche und dahinter duckt sich die alte rote Stabkirche das Ziel unseres Besuches.

Die „Neue“ von innen.

Zuerst ein Blick in die „neue“ und dann hinüber zur „alten“. Hier zahlen wir unseren Obulus und dann treten wir ein. Jede Stabkirche ist ein Unikat, auch diese. Um 1300 errichtet steht sie auf dem Fundament einer viel älteren. Ich vermute, dass die „Stäbe“ sprich Säulen ähnlich wie in anderen Kirchen recycelt und damit älteren Datums sind. Auch diese Kirche wurde von den Bauern der Umgebung erworben. Jeder hatte seine Sitzreihe, natürlich wieder für Männer und Frauen getrennt. Oben auf der Galerie – die wurde mittlerweile entfernt, man sieht nur noch die Einkerbungen der Halterungen in den Säulen – saßen die Armen, Kranken, Schwangeren und Menstruierenden.

Die Stabkirche von Kvernes:

Im 17. Jh wurde die Kirche erweitert, und danach komplett innen bemalt. Vieles ist davon erhalten geblieben. Pastor Anders Ericksen (1603-1662) hat diese Arbeiten aus der eigenen Schatulle bezahlt.

Natürlich finde ich wieder das Schiff, diesmal reichlich mit winzigen Kanonen bewaffnet. Wie man das christlich deuten soll?

In der ehemaligen Sakristei ist Allerlei ausgestellt, darunter auch diese beiden Sargdeckel.

Draußen wandere ich durch den kleinen Friedhof. Mich faszinieren diese alten Grabsteine. Sie stammen alle aus dem frühen 19. Jh. Gleich daneben berichtet eine Schautafel, dass die Gegend seit 4.000 Jahren bewohnt ist, und Gräber aus allen Epochen zu finden sind; z.B. gleich unterhalb der Kirche ein THING – ein Ritualkreis, bestehend aus einem Ring kleiner Felsen, in deren Mitte sich einst ein Phallusstein befand, der jetzt im Museum ausgestellt ist.

Übrigens, was die Seitenstützen an der Kirche bedeuten sollen, weiß keiner, denn notwendig wären sie nicht. Ich frage mich, ob sie nicht wieder eine „Deutung“ Richtung Schiff sind, denn mich erinnern sie an die Ruder eines Wikingerschiffes.

Kvernes war anscheinend bereits in der Bronzezeit ein Zentrum für den Handel. Mich wundert es, dass anno dazumal, als die Weltbevölkerung noch um ein Vielfaches kleiner war, Menschen in dieser kalten gottverlassenen Gegend gesiedelt haben. Vielleicht waren die Fangerträge so rentabel, was weiß man!

Der Blick über den Fjord

Wir steigen wieder ins warme Womo, und richten unsere Nase gegen Trondheim. Dies ist der nördlichste Punkt unserer Rundreise. Die Straßen sind gut ausgebaut und wir kommen flott voran. Plötzlich taucht eine Tafel mit „Mautstelle“ vor uns auf. Ich bin etwas verwundert, weil Norwegen mittlerweile auf automatisches Mautsystem umgerüstet hat. Man meldet sich auf einer Internetseite an, gibt das Kennzeichen des Fahrzeugs, dessen „Umweltverträglichkeit“ ein und eine Emailadresse an. Angeblich bekommt man innerhalb von zwei-drei Monaten dann die Rechnung zugestellt. Na, mal sehen.

Also zurück zur Mautstelle: Wir berappen unseren Obulus und dann geht es ab, hinunter unter den Atlantik, denn wir fahren in den Atlantiktunnel. Seit 2009 führt der 5.700 m lange Atlantahavstunnelen, 250 m unter dem Meeresboden liegend nach Kristiansund. Ein eigenartiges Gefühl. Zumindest ist er recht breit und hoch, da kommt wenigstens keine Beklemmung auf. Allerdings finde ich die Steigung sehr spannend, zuerst hinunter und dann wieder hinauf. Obwohl so denkwürdig, habe ich kein Foto gemacht, denn im Inneren sieht jeder Tunnel gleich aus. Uijeh, jetzt wird mein Schwager, der Tunnelbau-Guru, mit mir wettern und schimpfen.

Nun ist es nicht mehr weit und wir stürzen uns in Trondheims Stadtverkehr. Hier ist wirklich viel los, immerhin ist Trondheim die drittgrößte Stadt Norwegens. Hinter dem Bahnhof geht es rechts zum Bobil-Parking. Ja, Wohnmobil heißt auf Norwegisch Bobil. Wir parken uns ein, hängen uns ins Stromnetz und lassen den Abend gemächlich ausklingen.

Ein kurzer Exkurs zu norwegischer Kulinarik: Zum Nachmittagskaffe haben wir eine Süßspeise entdeckt, die uns beiden schmeckt und das will was heißen! Immerhin bin ich die Naschkatze während Egbert eher auf Salziges, wie Kartoffelchips und Salami steht. Die Köstlichkeit heißt erstaunlicherweise „Wienerpekan“ obwohl ich sie in Wien noch nie gesehen habe. Kosten lassen kann ich sie euch nicht, aber zumindest ein Foto davon zeigen.

Wienerpekan, wie man sieht schmeckt’s uns!

2 Gedanken zu „24. Auf nach Trondheim

  1. Ups, da habe ich doch glatt aufs Abspeichern vergessen beim Fotoaufladen. So, hiermit nachgeholt.
    Danke für die Erläuterungen. Ich stimme zu, da ist wirklich ein Unterschied zwischen Tunnelen und Tunnelen.
    Der Fels hat schon was, zumindest weiß man die ganze Zeit, dass man durch einen Berg fährt.

  2. darf ich dich aufklären: dein Tunnelbauer-Schwager wird sicher NICHT mit Dir schimpfen, denn für ihn sind Tunnel in dem Moment „uninteressant“, in dem sie mit Beton ausgekleidet werden und man vom Felsen nix mehr sieht! bin schon neugierig auf das Foto vom norwegischen „Wienerpekan“ – ob das wohl das schwedische “Wienerbröd“ ist??? wenn ja, dann kannst das Rezept von mir haben! ess ich – leider – auch sehr gerne und mach es aus reinem „Selbstschutz“ nur sehr selten! weiterhin FF

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