z06 – Enna

Mittwoch, 07.10.2020 / Cefalú-Enna-Capo d‘Orlando

Gefahrene km: 180
Übernachtung: Camping „Azienda Agricola Allessandra“ € 18 (ASCI)

Heute wollen wir das wilde unbekannte Sizilien erkunden, nichts leichter als das, wenn man auf der Autobahn fährt! Schnell erreichen wir Enna, einst Siziliens Hauptstadt. Das Städtchen hoch oben auf einem Hügel war hart umkämpft, denn es bot einen herrlichen Umblick weit ins Land hinein.

Wir parken am Parkplatz des Friedhofs und genießen einen herrlichen Rundblick.

Während ich uns ein Süppchen koche, erkundet Egbert die Nekropole. Wir wissen, dass jedes Land, um nicht zu sagen jede Region ihre eigenen Bestattungsriten hat. So ist es auch hier. Man beerdigt in winzigen Gruften, nicht unterirdisch, sondern oberirdisch übereinandergestapelt bis in luftige Höhen. Die Gruft gehört jeweils einer größeren Familie, um nicht zu sagen, Clan. Vorne eine kleine Kapelle mit Altar, wo die Fotos des Verstorbenen stehen. Meist an der Hinterwand Einschübe für die Särge, bis zu sechs Stockwerke hoch. Dort wo die Gruften an einer Mauer stehen, sind die Einzüge im Inneren der Kapelle links und rechts angebracht. Erstaunlicherweise findet man keine Verstorbene aus dem 19. Jh. Was darauf hindeutet, dass die Einschübe Wiederverwendung finden. Der Friedhof ist riesig, viel größer als das Städtchen.

Nach Suppe und Kaffee, machen wir uns auf den Weg, die historische Altstadt zu erkunden. Aber viel gibt es nicht zu sehen und auch wenig Flair zu spüren. Ich vergleiche Enna mit Corte, einst Hauptstadt Korsikas, wo die einst wechselvolle Geschichte noch zwischen den Steinmauern der alten Häuser kauert. Hier in Enna ist nichts davon zu spüren, gesichtslose Häuser, stumme Straßen, aber schöner Rundumblick, das wars schon.

Am Interessantesten ist die abgerutschte Straße. Zwei Wege führen nach Enna, einer verläuft über ein Aquädukt, wo in einer Kurve die Mauerbögen eingestürzt sind. Das kann noch nicht so lange her sein, obwohl in Italien und besonders Sizilien mahlen die Mühlen langsam, wer weiß.

Ratz-Fatz weg, einfach abgerutscht.

Wir wollen zurück zur Küste, aber diesmal auf abenteuerlichem Wege, über die Bundesstraßen. Naja, die Straße windet sich an Hügeln entlang, schraubt sich in Höhen empor um dann wieder ins Tal zu fallen. Ich suche nach Alternativen und endlich finde ich einen Weg, der uns schneller zur Küste führt. Teilweise brausen wir auf einer bestens ausgebauten Straße dahin, um unvermutet wieder auf dem alten Sträßchen zu landen. Entlang sieht man die teilweise ausgebauten aber noch nicht vollendeten Straßenlose. Der Verkehr ist mehr als dürftig. Kaum kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Ich frage mich, für wen wird dieses gigantische Verkehrsprojekt gebaut?

Bald sind wir wieder an der Küste und steuern Capo d‘Orando an. Der Campingplatz ist neu, nett und liebevoll gestaltet, mit weitläufig angelegten Stellplätzen. Mal sehen, wie lange wir bleiben.

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