s28 – Wunderschön!

Mittwoch, 23.10.2019 / Salerno – Amalfi – Salerno

Gefahrene km: Moped 63
Übernachtung: Stellplatz Salerno € 15

Noch bevor der Wecker klingelt sind wir wach und im düsterem Morgengrauen fällt die Entscheidung: Moped! Obwohl wir nun keinen Zeitdruck haben brechen wir früh auf und reihen uns in Salernos Morgengetümmel. Noch schnell das Moped aufgetankt – so billig, da gehen nur fünf Liter rein – und weiter geht die Fahrt.

Egbert konzentriert sich auf den Verkehr und die Google-Tante im Kopfhörer, während ich die Wegweiser lese und auf seitliche „Eventualitäten“ achte.

Los geht’s

Bald lassen wir Salerno hinter uns und fahren an einem Schild vorbei, auf dem steht, ab Maiore ist die Straße gesperrt. Wird schon nicht so schlimm sein, mit einem Moped kann man sich ja überall durchzwängen. Auf der Uferstraße herrscht kaum Verkehr und wir genießen die Fahrt, cruisen über elegante Kurven, links das glitzernde azurblaue Meer, rechts säumen Oleanderbüsche, Keramikwerkstätten, grüne Wälder und winzige Ortschaften unseren Weg.

Und plötzlich das:

Die Straße ist komplett mit Betonblöcken so abgesperrt, dass man nicht einmal ein Moped durchzwängen kann. Wir steigen ab. Die Baustelle ist nur knappe 100 Meter lang, danach könnte man locker weiterfahren. Es werden Sicherungsarbeiten an der Felswand durchgeführt, wo riesige Netze die Fahrbahn vor Steinschlag sichern, eine knifflige Angelegenheit. Nur wie dieses Hindernis überwinden, kein Weg führt vorbei, zurückfahren und einen Umweg von 100 km in Kauf nehmen – unmöglich mit dem Moped!

Ich bin ratlos, während Egbert beobachtet, wie einer der Männer das Revier verlässt und zu seinem geparkten Auto geht, ein BMW, also muss das der Baustellenleiter sein. Er beginnt auf Italienisch zu … na nennen wir es „plaudern“ und erfährt, die Baustelle wird bis 20:00 dauern, oder vielleicht schon ab 18:00 wieder befahrbar sein. Sein jahrelanges Training bei Projektverhandlungen macht sich bezahlt, denn mir-nix-dir-nix packen der Baustellenleiter und sein Kompagnon unser Mopsi und hieven es über die Absperrung. Egbert setzt sich drauf und fährt zur zweiten Barriere. Auch hier naht Hilfe und Schwupps können wir weiterfahren. Ein anderer Italiener kommt dazu und meint, so etwas gibt es auch nur in Italien, in Germania würde das niemand tun. Obwohl wir uns mit Germania nun nicht wirklich identifizieren, stimmen wir ihm zu, denn auch Österreich kennt sein „Vurschrift ist Vurschfit“.

Erleichtert setzen wir unsere Fahrt fort, erreichen Maiore, Minore und plötzlich sind wir in Amalfi. Hier steppt der Bär, alles ist zugeparkt. Sogar in Florenz haben wir immer ein Platzerl für unser Moped gefunden, aber hier – nirgends ist eine Lücke frei. Wir tuckern die Straße entlang, da endlich am Ortsrand bei der Hafenmauer steigen wir ab, zwar nicht ganz legal, aber da stehen auch noch drei andere Zweiräder. Wir fotografieren Amalfis Skyline und stürzen uns dann ins Getümmel.

Bald stehen wir vor der wunderschönen Fassade der Kathedrale, davor ein geschmückter alter Bentley – eine Hochzeit.

Der Dom von außen

Das auch noch! Dennoch klettern wir die steilen Stufen hoch und siehe da, wir können trotzdem die Kirche betreten, setzen uns in eine hintere Reihe und schauen zu.

Kurz darauf strebt die Hochzeitsgesellschaft dem Ausgang zu und wir inspizieren das barocke Innere der Kirche.

Der Dom von innen

Eigentlich bin ich gar kein Fan des Barocks, aber hier mache ich eine Ausnahme, denn die Komposition ist gelungen.

Nun wollen wir das aus allen Nähten platzende Städtchen erkunden und „schieben“ uns durch „Amalfis Kärtnerstraße“.

Impressionen aus Amalfi:

Nach einer Pizza und einem Gelati kommen wir wieder beim Domplatz vorbei. Dabei entdecke ich den Brunnen und viele durstige Touristen bedienen sich am kühlen Quellwasser, aber niemand an der vorderen Figur, wieso bloß?

Der Brunnen …
… und hier ganz aus der Nähe!

Unser Mopsi ist unversehrt und so schwingen wir uns erleichtert in den Sattel und brausen zurück. Diesmal überwinden wir gekonnt die erste Hürde und auch für die zweite muss ich nur ein Baustellengitter verschieben, da die Arbeiter aus den Betonpfeilern bereits eine Absperrung entlang der Baustelle setzen.

Im Dunst sieht man schon Salerno

Rechtzeitig vor der Abenddämmerung erreichen wir den Stellplatz in Salerno und steigen müde von unserem kleinen Benzinpferdchen. Wir sind insgesamt 63 km gefahren, unser längster Ausflug bisher! Was für ein großartiger Tag!

Ohne Worte

So langsam verstehe ich die Motorradfahrer, die Umwelt so direkt und „hautnah“ zu erleben ist schon faszinierend. Dennoch ist mir unsere Version Womo + Moped lieber, weil viel bequemer.

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