Schottland – Woche 3

Zu Besuch beim englischen Landadel

Donnerstag, 8.6.: Brora – Dunrobin Castle – Durnoch (56.241-56.285 km)

Gefahren: 44 km
Übernachtung: Durnoch Caravan and Camping Park (€ 22,07)

Die Nacht war wirklich kalt. Das Thermometer zeigt 0,1°. Aber in unserer Kemenate war es recht angenehm. Jeden Abend vor dem Schlafengehen, werden alle Thermovorhänge an den Fenstern und Dachluken geschlossen. Auch das Bett lässt sich ähnlich wie eine mittelalterliche Bettstatt mit einem Vorhang schließen. So merken wir nicht viel von der nächtlichen Kälte. Am Morgen werden Heizung und Warmwasser aufgedreht und dann ist es sehr schnell wieder ganz gemütlich in unserem Womo. Ich frage mich nur, wie es den beiden jungen Leute neben uns in ihrem Zelt ergangen ist. Während wir frühstücken beobachten wir die kleinen Kaninchen, die im Sonnenschein herumhoppeln und genießen das schöne Panorama direkt vor unserem Fenster.

Heute besuchen wir Dunrobin Castle, seit 1460 der Stammsitz der Grafen und Herzöge von Sutherland. Das Prunkschloss beherbergt 189 Zimmer, von denen die schönsten zu besichtigen sind. Leider ist fotografieren verboten. Wir gehen durch liebevoll dekorierten Räume, den Dining Room, den Drawing Room – hier wurde das Frühstück serviert, die Bibliothek, usw. Alles wirkt so, als wären die Herrschaften gerade außer Haus und vermittelt einen sehr lebendigen Einblick in das Leben des Englischen Adels um die Wende von 19./20. Jh.

Das Schlafzimmer der Gräfin Sutherland, 1921 renoviert und mit dem ersten Badezimmer des Schlosses ausgestattet, erinnert mich an die Wohnung unserer Urgroßtante Poldi. Aber auch die Kinderzimmer mit den antiken Spielsachen und das Zimmer der Nurse, mit Gitterbett und Wiege für die jeweils jüngsten beiden Sprösslinge sind interessant.

Danach spazieren wir durch den Park, der wunderschön gestaltet ist. Im hinteren Teil ist die Falknerei untergebracht und wir lauschen dem Vortrag des Falkners, der wirklich viel über „seine“ Vögel zu berichten weiß. Man spürt die tiefe Beziehung, zwischen ihm und seinen Schützlingen. Der Uhu ist besonders witzig, und rauscht mit lautlosem Flügelschlag dicht über unseren Köpfen durch die Lüfte.

Den ganzen Vormittag strahlte die Sonne, aber dann verdüstern graue Wolken den Himmel und es beginnt heftig zu regnen. So flüchten wir ins Womo und steuern Durnoch an. Hier genießen wir in einem Inn einen schottischen Lunch, stromern ein bisschen durch die kleinen Gassen und checken auf dem Campingplatz ein. Mittlerweile hat sich der Regen in eine riesige Dusche verwandelt, die sich nicht mehr abstellen lässt. Ich würde ja gerne am Blog weiterarbeiten, aber schon wieder einmal funktioniert das Internet nicht, also bleibt nichts anderes als French-Open Schauen und Lesen.

Unterwegs in den nördlichen Highlands

Freitag, 9.6.: Durnoch – Wick – Duncansby Head – John O’Groats (56.285-56.417 km)

Gefahren: 132 km
Übernachtung: John O’Groats Camping and Caravan Site (€ 24,39)

Es hat die ganze Nacht geregnet, und auch am Morgen zeigen uns die Wolken, was sie so drauf haben. So machen wir uns wieder auf den Weg, an der Küste entlang Richtung Norden. Zu Mittag fahren wir durch Wick, halten an einem Supermarkt um unsere Vorräte aufzufüllen, denn je weiter im Norden, umso karger die Vegetation und Zivilisation. Am Hafen verbringen wir unsere Mittagspause und während wir unsere Suppe löffeln, beobachten wir eine riesige Kegelrobbe, die im Hafenbecken herumschwimmt.

Mit sattem Magen geht es weiter zum Duncansby Head, einem Leuchtturm an der Küste. An den Klippen nisten hunderte Vögel. Und schon wieder beginnt es heftig zu stürmen und zu regnen. Ja in Schottland ist auf das Wetter kein Verlass. Hier können Sonnenschein und Regen im Stundentakt wechseln.

Die KLippen von Duncansby Head

 

Weiter geht es nach John O’Groats, dem nördlichsten Ort am Festland von Schottland, benannt nach dem Holländer Jan de Groot, der Ende des 15.Jh. die erste Fährverbindung zu den Orkney Inseln installierte, die hier in Sichtweite liegen.

Eigentlich wollten wir weiterfahren, aber der Campingplatz bietet ein so wunderschönes Panorama, sodass wir unsere Pläne kurzfristig ändern. Außerdem kann man von hier Tagesausflüge zu den Orkney Inseln buchen. Die Tour beginnt um 8:45.

Im Nebel vor uns, kaum erkennbar die Orkney Inseln

 

John O’Groats

Zu Besuch bei Queen Mum

Mey Castle

Samstag, 10.6.: John O’Groats – Mey Castle – Dunnet Head – Thurso (56.417-56.464 km)

Gefahren: 47 km
Übernachtung: Thurso Bay Caravan and Camping Park (€ 24,39)

Der Wecker klingelt um 6:30. Theoretisch ist es da schon seit Stunden taghell, nur heute verdüstern graue Wolken den Himmel und die Orkneys, welche sich gestern im sanften Abendlicht von ihrer schönsten Seite präsentierten, schmollen heute hinter dicken Nebelschwaden. Was sollen wir tun? Sollen wir 130 Englische Pfund bezahlen, um durch die aufgewühlte Nordsee Richtung Orkneys zu schippern und dort dann durch den englischen Duschregen zu stapfen? Natürlich würden wir gerne Skara Brae besichtigen. Diese prähistorische Siedlung wurde 1850 nach einer verheerenden Sturmflut zufällig entdeckt und ist so gut erhalten, dass sie tiefe Einblicke in das Leben vor 5.000 Jahren vermittelt. Wir frühstücken und beobachten weiter den Himmel, aber keine Besserung ist in Sicht. Deshalb entschließen wir uns, den Tag doch auf dem Festland zu verbringen. Als wir aber um 10:00 losfahren, klärt sich der Himmel auf. Na, wenn wir das gewusst hätten!

Unser Alternativprogramm ist auch interessant, Mey Castle, das private Schlösschen von Queen Mum. Seit ihrem Tod wurde nichts verändert. Sogar der verschlissene Teppich im Dining Room ist noch immer vorhanden. Leider ist wieder fotografieren verboten. Aber unser Führer berichtet uns viele Anekdoten aus dem Leben von Queen Mum. Sie kaufte das Schloss 1952 um 100 Britische Pfund. Danach wurde es drei Jahre lang aufwändig renoviert, sowie Elektrizität und Wasser eingeleitet. Seit 1955 bis zum Jahre 2001, verbrachte sie jeden Sommer hier sechs Wochen. Auch hier wirkt das Interieur, als wäre die Besitzerin nur mal kurz mit ihren beiden Corgys Gassi gegangen. Sogar ihr Mantel hängt noch in der Garderobe beim Eingang.

Dunnet Head

Wir fahren zum nächsten Leuchtturm und halten hier unsere Mittagspause. Obwohl der Morgen so grau und verregnet war, bessert sich das Wetter und plötzlich erstrahlt alles im hellsten Sonnenlicht. Einfach wunderbar. Bei der Weiterfahrt halten wir bei besonders malerischen Klippen und entdecken eine Robbenfamilie, die auf einem Vorsprung ihr Mittagsschläfchen in der warmen Sonne hält.

Mit viel Zoom gelingt mir dann dieses Foto. Dann kommen wir an diesem herrlichen Sandstrand vorbei, der weit ins Meer reicht, weil gerade Ebbe ist. Am Nachmittag checken wir in Thurso auf dem Campingplatz ein und am Abend geht es in die Stadt, weil eine Musikgruppe mit Dudelsackpfeifern und Trommlern aufspielt. Zum Schluss zeigt eine Mädchentanzgruppe schottische Tänze vor.

Am Straßenrand stehen hunderte Zuseher, Einheimische und Touristen und applaudieren nach den gelungenen Darbietungen. Müde gehen wir nach Hause. Und jetzt sitze ich da und versuche meinen Blog zu aktualisieren. Seit über einer Woche haben wir kein Internet, weil im Norden der Empfang so miserabel ist. Allerdings verfügt dieser Campingplatz über ein freies WLAN und das nutze ich nun! Na dann gute Nacht, bis morgen oder übermorgen, oder überübermorgen, halt wenn ich wieder Internet habe!

Die schottische Küste entlang

Camping Thurso

Sonntag, 11.6.: Thurso – Strathy Point – Kyle of Tongue – Loch Eriboll – Durness (56.466-56.592 km)

Gefahren: 126 km
Übernachtung: Sango Sands Oasis Caravan and Camping Side (€ 23,23)

Ja, dieses Panorama zum Frühstück ist gratis dazu!

Heute werden wir dem Tipp des netten Schotten folgen und Wale watchen. Dazu steuern wir Strathy Point an. Beim Parkplatz befindet sich eine Schautafel, die darauf hinweist, dass man hier Wale und Orcas beobachten kann. Hoffnungsvoll wandern wir quer durch die Schafweiden zum Leuchtturm. Dort stellen wir uns an die Mauer und sind so gut vor dem heftigen Wind geschützt. Vor uns breitet sich die Nordsee wie ein riesiger Teppich in alle Richtungen rechts und links, umsäumt von hohen Klippen. Die Aussicht ist wirklich phänomenal. Ich sehe konzentriert auf das ruhige Wasser, aber keine Finne ist zu entdecken. Irgendwann gebe ich es auf und genieße einfach das Bild, das sich mir bietet. Dann wird uns langsam kalt und so wandern wir zurück zum Womo, vorbei an den grasenden Schafen.

Zwei große Fjorde liegen noch vor uns. Über die Kyle of Tongue führt ein Damm und eine Brücke.

Hier halten wir an und genießen unsere Mittagsrast. Danach geht es weiter, immer der Küste entlang. Beim zweiten Fjord, namens Loch Eriboll führt die Straße die Küste entlang, vorbei an wunderbaren Sandstränden. Es gibt so viel zu sehen.

Schließlich erreichen wir den Campingplatz, der knacke voll ist, aber hier sieht man das viel lockerer. Sucht euch ein Plätzchen. Gesagt getan, wir finden eine kleine schmale Lücke, aber – die Sicht ist wieder einmal wunderbar. Heute ist Waschtag, also nix wie zum Laundry Room – sehr „rustikal“, aber er erfüllt seinen Zweck, und nach zwei Stunden ist die Wäsche trocken und gefaltet wieder im Schrank.

Quer durch die Highlands

Schon wieder so ein Panorama zum Frühstück, leider ohne Sonnenschein!

Montag, 12.6.: Durness – Ardvreck Castle – Ullapool – Gairloch (56.592-56.796 km)

Gefahren: 204 km
Übernachtung: Gairloch Caravan und Camping Holiday (€ 24,39)

Heute geht es wieder hinunter Richtung Süden, quer durch die Highlands über hauptsächlich single trails. So nennt man die einspurigen Straßen mit Ausweichstellen zum Passieren. Diese sind in Sichtweite einmal rechts, dann wieder links der Straße angelegt. Einen Vorteil hat dieses Fahren, man sieht viel von der Landschaft. Unterwegs kommen wir bei Ardvreck Castle vorbei, einer Burgruine aus dem 16. Jh. – malerisch – oder sollte man besser sagen strategisch – gut gelegen an Loch Assynt. Wir halten an und fotografieren, denn – das muss man den Schotten lassen – es gibt hier wirklich wunderbare Fotomotive!

 

Weiter geht es nach Ullapool, wo wir uns beim örtlichen Aldi mit dem Nötigsten eindecken, denn bald geht es auf die Isle of Skye und wer weiß, wann der nächste Supermarkt unseren Weg kreuzt.

Dann fahren wir den Campingplatz in Poolewe an, direkt neben den Gärten, die wir morgen besuchen wollen. Aber wieder einmal heißt es „full booked“! Naja, mittlerweile gehen wir damit schon lockerer um, also das „Seaview Campside“ Hefterl gezückt und nachgesehen, wo denn der nächste liegt. Und das ist wirklich nicht weit. Hier hat man Platz für uns. Wir parken uns ein und der Ausblick entschädigt uns für alle Mühe, denn wieder einmal stehen wir in erster Reihe fußfrei mit Blick aufs Meer.

Auf zur Isle of Skye

Die Brücke zur Isle of Skye

Dienstag, 13.6.: Gairloch – Inverewe Garden – Kyle of Lochalsh – Edinbane – Uig (56.796-57.086 km)

Gefahren: 290 km
Übernachtung: Uig Campside (€ 22,07)

Als wir aufwachen schüttet es. Eigentlich war geplant den Inverewe Garden zu besuchen. Naja, dann frühstücken wir erst einmal und nachher sehen wir weiter. Das Wetter klart ein bisschen auf, also nichts wie hin. Wir parken ein und machen uns auf den Weg Richtung Parkeingang.  Egbert kauft die Tickets und als wir hinausgehen wollen, sehen wir, dass wieder die schottische Dusche eingeschaltet ist. Egbert sprintet zurück zum Womo und holt den Riesenschirm. Dann geht es im strömenden Regen durch die Parkanlage. Trotz allem gelingt es uns ein paar Blütenfotos zu erhaschen.

Unser nächstes Ziel ist Kyle of Lochalsh, hier verbindet eine Brücke die Isle of Skye mit dem Festland. Langsam bessert sich das Wetter. Wir fahren durch Landschaften, die mich teilweise sehr an den Wienerwald erinnern. Dann lichtet sich der Wald wieder und wir erreichen die Küste. Schwupps sind wir auf der Isle of Skye und die Landschaft ist plötzlich ganz anders.

Unser Ziel ist der Campingplatz in Edinbane, nahe von Dunvegan Castle, das wir morgen besichtigen wollen. Schon von weitem sehen wir das Schild „Side Full“. Egbert, der Optimist, fährt trotzdem weiter, immerhin hat er es schon ein paar Mal mit seinem Charme geschafft, ein Plätzchen zu ergattern. Aber diesmal beißt er auf Granit. Full is full – auch wenn wir finden, dass der Platz halb leer ist. immerhin bekommen wir den guten Rat, es doch in Uig zu versuchen denn die anderen beiden in der Nähe seine auch garantiert voll.

Also brettert Egbert los, über die single trail nach Uig, dem Fährhafen der Insel. Von hier kann man zu den Äußeren Hebriden übersetzen. Und da, wie versprochen befindet sich direkt neben dem Hafen der Campingplatz. Wir parken uns ein, mit Sicht aufs Meer und dann wird Erdäpfelgulasch gekocht.

Glück gehabt, und wie!

Der Hafen von Portree

Mittwoch, 14.6.: Uig – Skye Museum – Portree – Dunvegan Castle – Torvaig (57.086-57.195 km)

Gefahren: 109 km
Übernachtung: Torvaig Camping Park (€ 25,55)

Nach der üblichen Morgenroutine machen wir uns auf den Weg. Unser erstes Ziel liegt ganz nahe, das Freilichtmuseum von Skye. Tief in den Hang geduckt steht hier eine Handvoll originaler Steinhäuser aus dem 18./19. Jh. Sie sind komplett eingerichtet und mit kleinen Details versehen, die das Leben der einfachen Bauern widerspiegeln. Es ist sehr berührend, so mitten in der Vergangenheit zu stehen und man spürt, wie mühsam das Leben damals gewesen sein muss. Heute meint es das Wetter gut mit uns, der Himmel lichtet sich und die Sonne scheint endlich einmal wieder. Wir fahren über die Insel, bewundern die mächtigen Bergmassive und stoppen bei einem Aussichtpunkt. Direkt neben der Plattform stürzt ein mächtiger Wasserfall ins Meer und als Hintergrund dazu präsentieren sich malerisch die schroffen Klippen. Was will man mehr!

Nach der gestrigen Misere beschließt Egbert gleich am Vormittag den geplanten Campingplatz in Torvaig anzusteuern um unser Plätzchen zu reservieren. Laut Betreiber ist auch hier ist der Platz jeden Nachmittag bereits ausgebucht. Egbert bezahlt die Gebühr und wir reservieren uns auf dem noch ziemlich leeren Campingplatz ein wirklich schönes Plätzchen. Glück gehabt! Erleichtert machen wir uns auf den Weg ins nahe Portree, der Hauptort der Insel. Der riesige Parkplatz ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Ich klettere aus dem Wagen und sehe mich um. Da deutet Egbert hinter mich und tatsächlich ein Womo fährt weg. Ich sprinte hin und Egbert parkt souverän unseren Italiener. Man glaubt es kaum, wie viele Touristen hier sind.

Wir wandern durch das nette alte Städtchen bis hin zur Waterfront. Dort fotografieren wir den „Ansichtskartenblick“. Nicht lästern, denn er ist wirklich schön! Danach wollen wir erneut Fish&Chips testen. Das Lokal wirkt schlicht mit seinen Outdoor-Holzbänken, aber das Essen ist hervorragend. Wir haben Glück, denn direkt nach unserer Bestellung schließt der Laden. Wir genießen unseren Fish, die Scampi, Chips und frittierten Onions, während andere enttäuscht vor der verschlossenen Ladentüre stehen. Glück gehabt!

Nun geht es zum nächsten Sightseeing Spot, Dunvegan Castle. Die ältesten Teile stammen aus dem 13. Jh und es ist einer der letzten ständig bewohnten Clansitze Schottlands, gehört den MacLeods. Wir parken und steuern den Eingang zu. Eigentlich wollen wir das Schloss nur von außen fotografieren und vielleicht ein bisschen durch den Park spazieren, aber der freundliche Schotte weist uns darauf hin, dass um 17:00 die Kassa schließt. Das war vor drei Minuten. Auf unsere Bitte, doch nur das Schloss sehen zu wollen, gibt er uns den Tipp, doch die kleine Straße entlang zu fahren, denn dann hätte man einen wunderbaren Blick. Gesagt, getan – wir fahren und finden das Plätzchen mit dem herrlichen Blick – wieder „Glück gehabt“!

Nach so viel Glück sind wir rechtschaffen müde und steuern unser bereits reserviertes Schlafplätzchen an.