31. Vom Winde verweht

Dienstag, 02.07.2019 / Kopenhagen

Gefahrene km: 0
Übernachtung: Camping Absalon Copenhagen 40,50 €

Ein Tag ist nicht viel um eine Stadt kennenzulernen. Es gleicht dem Öffnen einer Zimmertüre wo man an der Schwelle stehen bleibt, kurz hineinblickt und sie dann wieder schließt. Es hinterlässt einen Eindruck und das ist immerhin besser, als die Türe gar nicht geöffnet zu haben.

Heute wollen wir kurz Kopenhagen erkunden. Sollen wir die Öffis nehmen oder das Mopsi aus der Garage fahren? Der kalte unbarmherzige Wind nimmt uns die Entscheidung aus der Hand. Wir pilgern zur Schnellbahnstation. Am Fahrkartenschalter kann man die Tickets in deutscher Sprache kaufen, sehr angenehm, denn mein Dänisch ist nicht ausreichend für solch komplexe Operationen. Der Zug kommt, wir steigen ein und am Hauptbahnhof wieder aus.

Das Stahlgerüst beeindruckt mich, aber durch die vielen hineingebauten Geschäfte, kann man die wunderbare Struktur kaum sehen, geschweige denn fotografieren. Schade!

Hauptbahnhof von innen
Hauptbahnhof von außen

Wir suchen den passenden Ausgang, und … stolpern über Fahrräder.

Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Fahrräder auf einem Haufen gesehen. Das ist wirklich bemerkenswert, in Kopenhagen ist man mit dem Fahrrad unterwegs. Und dennoch gibt es noch genügend PKWs auf den Straßen. Wie wäre das, wenn es hier nicht so viele Fahrradfahrer gäbe!

Eine nette Dänin weist uns den Weg zur Bushaltestelle und schon fahren wir Richtung Amalienburg, wo um 12:00 die Wachablöse ist. Hier wird an der U-Bahn weitergebaut, sicherlich notwendig. In Wien ist das derzeit auch der Fall, aber hier habe ich den Eindruck, ganz Kopenhagen ist eine riesige Baustelle. Vielleicht wirkt das so, weil alles kleiner und weniger Platz ist? Wir steigen aus dem Bus und sind nicht die ersten. Viele Touristen warten bereits auf das Ereignis. Dieser riesige Platz wird von vier identischen Gebäuden umrahmt und in der Mitte thront ein ehemaliger dänischer Potentat auf seinem spatgrünen Pferd.

So beeindruckend die Architektur, so kümmerlich das Schauspiel. 500 Touristen mit gezückter Kamera sehen 16 Soldaten bei der Wachablöse zu. Mehr beeindruckt mich der Polizeieinsatz. Man merkt, dass die Polizisten nicht einfach herumstehen, sondern sehr aufmerksam die Menge beobachten.

Die Wachablöse:

Nun wollen wir zu Fuß die Stadt erkunden, der Wind bläst immer stärker und wir flüchten uns unter einen breiten Schirm mit Außenbeheizung am Neuen Hafen. Die alten Schiffe, die hier am Kai vor Anker liegen, sind schön anzusehen und die bunte Häuserfront ebenfalls.

Wir lassen uns Fish&Chips schmecken und dann geht es weiter durch die Fußgängerzone zur ehemaligen Nikolaikirche. Mitte des 18. Jh. hat eine Feuersbrunst ein Viertel von Amsterdam vernichtet, darunter auch diese Kirche. Um ihre Ruine entstand ein reger Markt mit Buden und Handwerksläden. Allerdings wurden diese Anfang des 20. Jh. „entfernt“ als man die Kirche wieder aufbaute, aber nicht mehr als Gotteshaus verwendete, sondern zuerst die Bibliothek Kopenhagens darin unterbrachte und nun eine Galerie für moderne Kunst.

Nikolaikirche

An einer anderen, richtigen Kirche sehe ich diese Erinnerungstafel für einen Grönlandapostel aus 1721. Nichts könnte mich heute reizen, Grönland einen Besuch abzustatten und aber anno dazumal mit der schlechten Ausrüstung noch viel weniger! Habs gegoogelt – siehe Blogende!

Wir passieren die Fußgängerzone, mit den üblichen Geschäften. Eine Handvoll schöner Backsteinhäuser erinnern mich an Toulouse, dessen einheitliches Stadtensemble mit den winkeligen Gassen und schmalen alten Backsteinhäusern mich sehr beeindruckt hat.

Irgendwie werde ich nicht warm mit Kopenhagen. Liegt es am Wind, der unerbittlich an meinem Nervenkostüm rüttelt oder finde ich die norwegischen Hansestädte reizvoller? Jedenfalls will ich nach Hause ins warme Womo.

Das Rathaus …
… und die Bläser

Noch ein kurzer Blick auf Rathaus und die seltsamen Bläser und dann nichts wie zum Hauptbahnhof. Den Abend lassen wir im warmen Womo ausklingen.

Hans Poulsen Egede (1686-1758) wird auch „Apostel der Grönlander“ genannt. Egede war evangelischer Pfarrer auf den Lofoten, als er von Grönland, dem sagenhaften grünen Land im Norden hörte, das von den Wikingern besiedelt worden war, zu dem aber seit langem kein Kontakt mehr bestand. Er beschloss dieses Land zu suchen und zu missionieren. Er landete 1721 an der Westküste, fand jedoch keine Wikinger mehr vor, dafür Inuit. Er lernte ihre Sprache und übersetzte wesentliche christliche Inhalte ins Grönländische. Die Passage im Vaterunser – „unser tägliches Brot gib uns heute“ – für die Inuit völlig unverständlich, da sie kein Brot kannten wurde zu „unseren täglichen Seehund gib uns heute“.

Egede kümmerte sich um Kranke und bekehrte die ersten Eskimos zum Christentum. 1729 erschien sein in mehrere Sprachen übersetztes Buch „Ein kurtze Beschreibung derer alten nordischen Colonien in Gröenland“ über das Leben der Inuit, die Geschichte und die Natur Grönlands. 1734 brach in seiner Kolonie Godthåb eine Pockenepidemie aus, der alle Inuit und 1735 auch Egedes Frau Gertrud zum Opfer fielen. Er reiste 1736 nach Kopenhagen und bildete bis 1747 Katecheten für den Einsatz in Grönland aus.

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