s13-Wild, Wild, West

Samstag, 5.10.2019 /  Palermo – Segesta – Capo San Vito

Gefahrene km: 161
Übernachtung: am Meeresufer € 0

Bevor wir weiterziehen besuchen wir noch die Catacombe dei Cappuccini. Das hat einen besonderen Grund, denn meine drei Sprösslinge haben in den jeweiligen Schulen insgesamt fünfmal ein recyceltes Englischreferat zum Thema „Mummies“ gehalten. Darin kam auch besagte Katakombe vor. Sie liegt direkt neben dem Stellplatz, also kein wirklicher Umweg.

Ab dem 16. Jh und noch bis ins 20. Jh ließen sich die Reichen und Schönen nach ihrem Tod von den kundigen Kapuzinern mumifizieren. Insgesamt hüten sie 8.000 Mumien, davon sind aber nur mehr 1.000 ausgestellt. Sie lehnen in ihren Originalroben in Wandnischen und warten auf die Ewigkeit. Manche sind noch recht gut erhalten, besonders die jüngeren. Am bekanntesten ist die kleine zweijährige Rosalia, die 1920 starb.

Rosalia

Ihr untröstlicher Vater ließ sie einbalsamieren. Viele Jahre hielt der Zauber des Moments, aber langsam setzt auch hier der Verfall ein.

Wir wandern durch die Reihen, es gibt eine Abteilung der kirchlichen Würdenträger, eine für Handwerker, für Familien, Männer, Frauen und sogar eine für Jungfrauen! Viele sind sehr jung verstorben und dennoch, jede dieser „Figuren“ war einst ein lebendiges Wesen mit Gefühlen, Gedanken und einer eigenen Geschichte. Bei einem Priester steht als Sterbejahr 1768, da hat noch Maria Theresia gelebt! 1768 war ihre Tochter Marie Antoinette 13 Jahre alt, „erst“ zwei Jahre später wurde sie mit dem Dauphin, Ludwig XVI. verheiratet, und verlor ihr Leben 1793 auf der Guillotine. In diesem Jahr wurde in Wien die barocke Waisenhauskirche eingeweiht, zu diesem Anlass komponierte W. A. Mozart seine Waisenhausmesse. Damals wurde in London die Royal Academy of Arts gegründet. In diesem Jahr wurde auch ein Vertrag in Versailles zwischen Frankreich und der Republik Genua unterzeichnet.

Unser nächstes Ziel ist Segesta. Hier fand man Siedlungsspuren aus der Bronzezeit, aber das wirklich interessante ist der Tempel aus dem 5. Jh. v. Chr. von den Elymern errichtet. Erstaunlicherweise wurde er nie fertiggestellt.

Der Tempel von Segesta ist 2.500 Jahre alt

Aus den Steinquadern ragen noch die Zapfen für den Transport und die Kannelierung der dorischen Säulen fehlt ebenso wie das Dach und die Cella. Der Tempel ist unversehrt, das griechisch-römische Theater aus dem 2. Jh. v. Chr. ist auch noch gut erhalten, während die Siedlungen von den jeweiligen Eroberern komplett zerstört wurden. Der Tempel steht hier seit 2.500 Jahren, faktisch unversehrt und wunderschön. Auch das Theater ist sehenswert. Wir wandern durch die Reste der Siedlung, aber viel ist nichtmehr davon zu sehen, obwohl hier bis ins Mittelalter Menschen gelebt haben.

Nun steuern wir unser eigentliches Tagesziel an, das Capo San Vito. Die Campingplätze überzeugen uns nicht, aber nachdem im Supermarkt die Vorräte aufgestockt und beim Camper Service Wasser gebunkert wurde, fahren wir zur Küste und suchen uns ein feines Plätzchen mit herrlicher Aussicht und wilder Brandung direkt vor dem Fenster.

Die Reiseführer immer griffbereit!

Die Wellen machen so einen Lärm, dass ich nur schwer einschlafen kann. Aber der Mensch gewöhnt sich an alles, am Morgen höre ich sie kaum mehr.

Die Natur ist wunderschön und bei ausgiebigen Spaziergängen erkunden wir die steinige Küste. In Europa zieht eine Schlechtwetterfront durch. Auch bei uns ist der Himmel leicht bewölkt, aber während in Österreich Morgentemperaturen von 5° herrschen, freuen wir uns über lauschige 22° bereits um 6 Uhr früh und über den verlängerten Sommer.

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