s08-Volcano Watching

Sonntag, 29.09.2019 /  Milazzo

Gefahrene km: Moped 11
Übernachtung: Camping Esmeralda € 18 (ASCI)

Morgenstimmung

Wir stehen zeitig auf, frühstücken wieder outdoor mit Meerblick und machen uns auf den Weg. Mit dem Moped rauschen wir Richtung Milazzo, parken direkt vor der Agentur, finden schnell unseren Terminal und kommen dann mit einem Pärchen ins Gespräch, das ebenfalls die Tour gebucht hat. Sie haben ein kleines Reisebüro in der Nähe von Stuttgart und sind unterwegs um für ihre Kunden eine neue Rundreise zusammenzustellen. Während wir plaudern kommen immer mehr Touristen, unglaublich wie viele auf das Schiff passen! Wir ergattern ein gutes Plätzchen und los geht’s. Schnell verschwindet Milazzo am Horizont.

Unser erstes Ziel ist Panarea. Dies ist die kleineste und älteste der Liparischen Inseln und gilt als Rückzugsort der Reichen und Schönen. Die Fahrt dorthin dauert recht lange, zwei Stunden sind wir unterwegs. Am Hafen angekommen fahren die Insel-Karabinieri Streife in einem Elektro-Golfkart. Das sieht echt witzig aus.

Carabinieri auf Streife in Panarea

Bei einem Snack im Hafenrestaurant lasse ich meine Blicke schweifen. Draußen im Meer sind Reste des ursprünglichen Kraterrands zu sehen, denn einst war Panarea die größte aller Inseln, bis ein großer Teil des Kraters bei einem Ausbruch im Meer versank. Da noch Zeit ist, erklimme ich die schmalen Gassen. Hier ist es richtig schön, alles blank geputzt, die eleganten Häuschen in strahlendem Weiß getüncht und kein Stäubchen liegt auf den Wegen, die sich an blühenden Sträuchern den Berghang hinaufschlängeln.

Es duftet herrlich und irgendwann stehe ich auf dem Inselfriedhof. Was als erstes ins Auge sticht sind die Gräber von Ehepaaren, sie sehen aus wie riesige steinerne Doppelbetten. Dazwischen finden sich auch ein paar Einzelgräber und etliche kurze Kindergräber in einer eigenen Abteilung. In die umgrenzende Friedhofsmauer sind ebenfalls Gräber eingelassen, die an schmale Sargschließfächer erinnern, deren Deckfläche manchmal bunt bemalt so einiges über ihren „Bewohner“ erzählen. Darunter sind auch etliche Fischer, aber es ist nicht ersichtlich, ob sie auf See oder in ihren eigenen Betten verstorben sind.

Die Grillen zirpen und ich mache mich auf den Rückweg zum Hafen, denn bald legt das Boot wieder ab um unser eigentliches Ausflugsziel anzupeilen, Stromboli.

Vorher gibt es noch eine ausführliche Runde durch den versunkenen Krater.

Der Vulkankegel ist weithin sichtbar und stets von einem Wolkenring umgeben, denn auf Stromboli befindet sich einer der aktivsten Vulkane der Welt. Sein Kegel ist 3.000 Meter hoch, wobei zwei Drittel unter dem Meeresspiegel liegen. Seit 1934 ist er durchgehend aktiv, Ähnlich wie bei einem Dampfdruckkochtopf ereignen sich in kurzen Abständen Explosionen, die man natürlich am besten erkennen kann, wenn es dunkel ist.

Wir landen am Strand, der mit kleinen schwarzen Basaltkugeln bedeckt ist. Obwohl beide Inseln sehr nahe nebeneinander liegen herrscht auf Stromboli eine ganz andere Atmosphäre. Die Häuser wirken heruntergekommen, an den Straßenrändern liegt Müll und anstatt blühender Sträucher sieht man viele Kakteen. Direkt beim Hafen liegt der Hubschrauberlandeplatz – gut in Schuss gehalten, denn immer wieder muss die Bevölkerung evakuiert werden. Wir wandern durch die schmalen Gässchen an grauen Häusermauern entlang und ein rauchiger Geruch liegt in der Luft. Während in Panarea die Geschäfte schönen Schmuck und bunte Sommerbekleidung feilbieten, finden sich hier Outdoorartikel, vor allem gute Wanderschuhe in den Auslagen. Auf einer Terrasse lassen wir uns nieder und genießen eine Pizza, herrliche Aussicht aufs blaue Meer inklusive. Die Dämmerung bricht herein und wir starten zum letzten Highlight dieser Tour. Das Boot zieht zuerst eine weite Runde um Strombolicchio. Das Strombolinchen ist der Rest des erkalteten Schlots eines älteren Strombolis.

Strombolicchio

Dann nähern wir uns von der Rückseite dem Vulkankrater. Hier hat man eine gute Sicht. Alle stehen mit gezückter Kamera und harren auf das große Ereignis, das nicht lange auf sich warten lässt. Eine Feuerfontäne schießt in die Abenddämmerung. Vor lauter Aufregung verwackle ich die Aufnahme. Cool bleiben und auf das nächste Ereignis warten.

Bald rauscht ein lautes Johlen durch die Menge und wieder speit der Vulkan eine Riesenfontäne kerzengerade in die Nacht. Das meiste davon fällt in den Krater zurück, erkaltet und bricht erneut heraus, wenn der Druck zu groß wird. Lange verharrt das Ausflugsboot an der Stelle und wir haben die Möglichkeit Fotos zu schießen. Ich versuche mein Bestes, aber die Eruptionen sind so schnell, dass der Autofokus seine Mühe hat, noch dazu schwankt das Boot leicht. Gut dass wir schon Abendgegessen haben! Für Nichteingeweihte, Seekrankheit kann man am besten mit vollem Magen vorbeugen.

Die Feuerfontänen sind wirklich beeindruckend. Dann geht es zurück nach Milazzo. Während das Boot durch die klare Nacht rauscht, schließe ich die Augen, genieße den lauen Wind und hänge meinen Gedanken nach.

Abendstimmung auf hoher See

So ein Ausflug ist schön und plötzlich fühlt man sich ganz klein, so direkt konfrontiert mit der Macht der Naturgewalten. Aber wie muss man sich fühlen, wenn man auf dieser Insel wohnt? Vielleicht erklärt das diese „eigenwillige“ Atmosphäre.

Am Hafen angekommen schwingen wir uns auf unsere weiße Maus und los geht’s Richtung Heimat. Die Straße ist steil und gerade als ich beschließe abzusteigen ums der Maus leichter zu machen, wird es wieder flacher. So brausen wir im Schneckentempo durch die Nacht. Ein schöner Tag liegt hinter uns und morgen geht es wieder weiter.

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