6. In der City von Oslo

Freitag, 07.06.2019 / Oslo

Gefahrene km: 0
Übernachtung: Stellplatz Marina Oslo 30 €

Während der Nacht regnet es und auch der Morgen zeigt sich üppig taufrisch. Heute wollen wir die City von Oslo erkunden, aber nicht unbedingt im heftigen Schnürlregen. Zuerst wird gefrühstückt, dann geht es in den nahen Supermarkt.

Mann, ist Norwegen teuer! Alles kostet mehr, um nicht zu sagen das Doppelte. Das einzig günstige sind Lachssteaks. Also wandert sie gemeinsam mit Milch, Erdäpfel, Gemüse und einem Sudokuheft in den Einkaufskorb. Ja, Sudoku muss sein. Alles ist bei mir digital, meine Bücher, die Buchhaltung, Fotos, Videos, alles, nur eines bleibt analog, Sudoku lösen, das muss auf Papier und mit Kuli sein.

Zurück im Womo mariniert Egbert unsere Steaks während ich nach langer Abstinenz endlich wieder einmal ein Sudoku löse. Nach dem Kaffee klart der Himmel auf und wir gehen zur nahen Schnellbahnstation. Zwei Seniorentickets aus dem Automaten gezogen und schon geht’s los. In zwei Stationen ist der Hauptbahnhof erreicht und wir steuern unser erstes Ziel an, die neue Oper von Oslo, ein wirklich bemerkenswerter Bau, mit einem schrägen mit Marmorplatten gedeckten begehbaren Dach.

Auf dem Dach der Oper in Oslo

Wir sind nicht alleine, damit meine ich nicht die unzähligen Touristen und Norweger, sondern die Möwen-Bettelmafia. Sie sitzen keck auf der Brüstung und darauf warten, dass etwas abfällt. Das tun sie sehr charmant, wie man sieht.

Von oben hat man einen herrlichen Blick über den Hafen und die Häuser von Oslo. In den letzten Jahren ist hier viel gebaut worden. Man merkt, dass Norwegen ein wohlhabendes Land ist. Was mir besonders auffällt ist die architektonische Kreativität, wobei es mir nicht den Eindruck macht, dass hier viel teurer Firlefanz verbaut wurde. Jeder Bau hat ein gewisses Etwas, was Besonderes, das ihn von den anderen unterscheidet, und so verschieden die einzelnen Bauten sind, ergeben sie dennoch ein einheitliches Bild. Das finde ich sehr gelungen. Überhaupt macht Oslo einen sehr sauberen, geräumigen Eindruck.

Es sind viele Leute in den Straßen unterwegs, und man bemerkt, dass ein Drittel der Norweger in und um Oslo leben. Natürlich sehen wir auch Touristen, aber das meiste sind Norweger und dazwischen die bereits aus Wien bekannte Bettelmafia. Ich habe schon darüber in den Zeitungen gelesen und es stimmt, die Bettler sind nach Norden gezogen. Hier sind die Menschen reicher, liberaler und damit anscheinend freigiebiger. Aber auch das hat seine Grenzen: Das liberale Schweden hat die Bettler mittlerweile des Landes verwiesen und ich bin gespannt, wann Norwegen nachziehen wird. Ich glaube nicht, dass man diesen Menschen wirklich hilft, wenn man ihre „Berufswahl“ finanziell unterstützt. Hier braucht es ein nachhaltiges Umdenken. Je strikter das Bettelverbot, desto eher müssen sich diese Menschen etwas Sinnvolleres überlegen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Aber wahrscheinlich ist es nicht leicht, seit Generationen vertraute Wege zu verlassen.

Nach der Oper flanieren wir über Oslos Kärntnerstraße hinauf zum Königlichen Schloss.

Dabei entdecke ich meinen ersten Troll, eigentlich sind es zwei. Ich frage mich, treten die immer im Rudel auf? Jedenfalls sind sie sehr patriotisch!

Die patriotischen Trolle

Da geht’s ganz schön bergauf. Vorher machen wir noch einen kleinen Abstecher in den Dom.

Der Dom von Oslo

Hier ist gerade Freitag-Abendmesse. Wir setzen uns in eine Bank und hören zu. Viel verstehen wir nicht, denn man spricht Norwegisch. Die Kirche wurde zur Zeit des Barocks erbaut, dafür wirkt sie sehr schlicht und nüchtern, gerade angenehm, denn meins sind die alpenländischen goldüppigen Barockkirchen nicht. Die Ursache dieser Schlichtheit ist, dass 20 Jahre nachdem Luther seine 95 Thesen an den Dom zu Wittenberg schlug, der letzte katholische Bischof Norwegen verließ, der Protestantismus zur Staatsreligion erhoben wurde und es bis heute blieb.

Von den Stufen genießen wir den Blick über Oslo, denn ins Schloss kommen nur die Königsfamilie und ihre Gäste hinein. Leider hat uns Mette-Marit nicht zum Nachmittagskaffee eingeladen. Vielleicht hätten wir vorher anrufen sollen, leider ist unser Norwegisch nicht sehr formidabel.

Das königliche Schloss

Dann ging es wieder bergab hinunter zum Hafen. Dort haben wir das Rathaus von außen inspiziert, ein riesiger Backsteinklotz, so hässlich, dass er schon allein deshalb fasziniert.

Das Rathaus von Oslo

Müde schauen wir bei Google wann der nächste Bus Richtung Sjölyst Marina fährt und bald schon sitzen wir als Schwarzfahrer drin. Das letzte Mal war das in Venedig im Vaporetto. Aber es ist nur eine Station, das macht meinem schlechten Gewissen nicht so viel aus.

Home, sweet home!

Zuhause brutzelt Egbert die Lachssteaks in der Pfanne und wir bemerken, dass beim French Open in Paris aufgrund des schlechten Wetters das Viertelfinale Thiem gegen Dokovic abgebrochen und auf morgen verlegt wurde. Also halten wir unserem Dominik weiterhin die Daumen, immerhin liegt er derzeit vorne.

Ein Gedanke zu „6. In der City von Oslo

  1. Hat sich nix „verändert“ in Skandinavien – Lachs ist noch immer billiger als Extrawurst! :*) das Innere der Oper erinnert mich an das Guggenheim Museum in New York – oder täuscht mich der Eindruck? wünsche euch weiterhin viel Spaß und besseres Wetter!

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