19. Es gletschert!

Donnerstag, 20.06.2019 / Kjørnes – Bøyabreen – Geiranger Fjord

Gefahrene km: 229
Übernachtung: Camping Geiranger 32 €

Morgens beim Womo …

Heute Morgen blicke ich aus dem Fenster und sehe das.

… in die eine Richtung fotografiert …
… und dann in die andere. Das ist Sogndal am gegenüberliegenden Ufer

Dabei fällt mir die Liedzeile „Still und starr ruht der See“ ein. Also flugs das Lied umgedichtet:

Leise klickt die Kamerää,
still und starr ruht der See,
morgendlich glänzet der Wald,
freuet dich es gletschert bald!

Und so war es dann auch.

Aber von Anfang an – die erste Überraschung erwartet uns als wir vom Einkaufen zu unserem geparktem Womo zurückkehren. Da hängt eine gelbe Zettelrolle am Scheibenwischer und die verheißt nichts Gutes, in Form von einem Strafmandat über 900 NOK (ca. 90 €), ein bisschen Happig für widerrechtliches Parken. Zugegeben, wir stehen nicht legal, behindern aber niemanden und bei dem riesigen Einkaufszentrum gibt es keine geeigneten Womo-Parkplätze. Was sollen wir tun, hungrig und mit leerem Weinkeller? Ja, ihr lest richtig, unser Womo hat einen Weinkeller, nicht groß aber praktisch, griffbereit gleich bei der Zwischentüre zur Garage.

Zurück zu unserem Problem: was sollen wir tun – Einspruch erheben, auf Norwegisch; nicht zahlen und darauf warten, dass uns die Interpol sucht; oder zähneknirschend den angegebenen IBAN benützen? Wir haben noch Zeit uns zu entscheiden, bis zum 10.7. Vielleicht sehen wir es einfach als Abgabe an den Staat Norwegen, dass wir all die hübschen Tunnelens so frank und frei benützen dürfen, von denen wir heute wieder einmal unzählige durchfahren. Ja, die Norweger und ihre Tunnelen! Irgendjemand muss ja dieses Hobby finanzieren!

Norweger lieben Tunnelen!

Nach dem Schreck machen wir uns auf zu unserer nächsten Etappe. Sie führt uns ganz nahe an Norwegens größtem Gletscher, dem Jostedalsbreen mit insgesamt 24 Gletscherzungen vorbei. Eine, genauer gesagt die Bøyabreen, wollen wir aus nächster Nähe „ablecken“, weil sie ganz nahe an der Straße liegt. Wirklich beeindruckend, wir sind überwältigt von dem Anblick, während die Kühe unbeeindruckt wiederkäuend davor im Gras liegen.

Die Bøyabreen Gletscherzunge:

Als wir so die Kamera zücken um dieses Naturwunder festzuhalten, brausen an uns schwere Motorräder vorbei mit ganz seltsamen Kennzeichen. Ihnen folgen drei Geländewagen, ebenfalls mit völlig unbekannten Autokennzeichen, bis mir dämmert – die kommen alle aus China! Na, gibt’s denn sowas! Natürlich suche ich das Gespräch und lande ziemlich schnell beim Reiseleiter. Wir beginnen in Englisch, als er hört, dass ich aus Österreich komme, wechselt er sofort in ein lupenreines Deutsch, erklärt dass er Thomas heißt – als ich zweifelnd schaue, meint er, das sei sein Geschäftsname. Und dann höre ich Folgendes: Die Gruppe besteht aus 19 Leuten, neun davon fahren mit Motorrädern, der Rest in den Geländewagen. Geländewagen und Motorräder wurden in 40“ Containern von Shenzen nach Helsinki verschifft. Die Gruppe ist nachgeflogen und ist dabei einmal Europa zu umrunden, jetzt sind sie auf dem Weg nach Finnland, und danach geht es 25 Tage durch Russland zurück nach China. Insgesamt sind sie 2 Monate unterwegs. Eine irre Tour!

Hier die Tour durch Europa …
Leider habe ich die Kennzeichen nicht fotografiert!

Die Quartiere hat der Reiseleiter bereits vor einem halben Jahr gebucht. So eine Reise bedeutet viel organisatorischen Aufwand, meint er und immer mehr Chinesen suchen das Abenteuer, gerade vor einer Woche ist eine andere Gruppe zurückgeflogen, die hat nur die Europa-Umrundung gemacht. Wir stehen und staunen, ja nach China würde ich auch gerne einmal mit dem Wohnmobil fahren. Als geführte Tour ist das sehr teuer, aber alleine ist das nicht sehr einfach zu bewältigen, noch dazu muss man in China einen nationalen Reiseleiter engagieren. Schade! Das würde mich sehr reizen.

Nun, wir kehren zu unserem Womo zurück und setzen die Reise fort, denn DAS Norwegen-Highlight, der Geiranger Fjord wartet auf uns. Zuerst geht es an Fjorden entlang, die mich sehr an unsere Salzkammergutseen erinnern. Plötzlich geht eine ganze Ziegenherde die Straße entlang, Na, das muss ich festhalten!

Herden sind hier stets autonom ohne Hirten unterwegs.

Wir fahren und schauen, und kommen an diesem Kirchlein vorbei.

Dann geht es mitten hinein ins Gebirge und wieder über die Baumgrenze. Erstaunlich, wie „niedrig“ die hier ist. Bei 1.000 m Seehöhe hat man das Gefühl, im Himalaya Gebirge zu sein, solche Hochgebirgslandschaften kenne wir gar nicht in Österreich!

Im Hochgebirge:

Wir schauen und fotografieren und dann geht es wieder hinunter in die Tiefen des Geiranger Fjords, mit herrlichen Panorama-Aussichten.

Na, wehe!
Und eine muss das fotografieren!

Der Geiranger Fjord:

Wir suchen uns einen Platz im gut besuchten Campingplatz, direkt am Ufer und sehen zu, wie ein Kreuzfahrtschiff lauttönend Fahrt aufnimmt um seine Reise fortzusetzen. Mal sehen, was uns morgen erwartet, wenn wir beim Fenster rausschauen, nun – Gute Nacht!

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