27. Ein Hammer, Lillehammer

Freitag, 28.06.2019 / Tessand am See – Stabkirche Ringebu – Lillehammer

Gefahrene km: 157
Übernachtung: Parkplatz Schischanze Lillehammer 10 €

Es ist 23:15, ich sitze an meinem „Arbeitsplatz“. Vor mir blinken unten im Tal die Lichter von Lillehammer.

Der Blick hinunter ins Tal

Wenn ich aus dem rechten Seitenfenster sehe, erkenne ich den Auslauf der großen Schanze.

Die Schanze vom Fenster mit Tele …
… und hier in Originalentfernung.

Die Abenddämmerung bricht herein und wieder einmal haben wir einen großartigen Übernachtungsplatz entdeckt. Ein wunderschöner Tag geht zur Neige, und meine Gedanken gehen zurück zu all dem, was wir heute erlebt haben.

Morgens weckt uns strahlender Sonnenschein. Während ich das Frühstücksgeschirr wegräume, plant Egbert unseren heutigen Tag und tippt das Ziel ins Navi ein. Wir sagen unserem herrlichen Platzerl am See Adieu und schon sind wir wieder on the road. – Ja, das Womo startet tadellos, als wäre nix gewesen!

Unser erstes Ziel: die Stabkirche von Ringebu. Die Sonne lacht freundlich vom Himmel und wir spüren, dass sich die Lufttemperatur stetig erwärmt, eine Wohltat nach den kühlen Wochen, die hinter uns liegen.

Das Kirchlein liegt hoch oben auf einem Berg, unser Womo schnauft ganz schön. Als wir keuchend auf den Parkplatz einbiegen, ist dieser rappelvoll. Seltsam, lauter Norweger! Aber dann sehen wir sofort die Ursache dafür, die Kirche ist für Besucher gesperrt, aber nicht für eine Hochzeit, sondern ein Begräbnis.

So haben wir ein bisschen Zeit, sehen uns die Umgebung an und schmökern im Reiseführer. Die Kirche wurde Ende des 12. Jh errichtet, wobei man Teile jener Kirche verwendete, die zuvor an diesem Ort stand. Diese erste Stabkirche war nicht auf einem Steinfundament errichtet worden, sondern ihre Pfeiler wurden direkt in die Erde gesetzt, so ist das Holz viel schneller verrottet. Das Christentum kam um die erste Jahrtausendwende nach Norwegen. Also schätzt man, dass die erste Kirche circa 100 Jahre vor der jetzigen gebaut worden war. Allerdings war dieser Platz bereits seit vielen Jahrhunderten ein TING, ein heidnisches Heiligtum. Die archäologischen Funde im Umkreis, Gräber und andere Artefakte, bestätigen diese Vermutung.

Damals baute man bevorzugt Kirchen auf ehemaligen heidnischen Kultstätten, aus mehrfachen Gründen:
1. Machtdemonstration – Gott ist stärker als die Dämonen
2. Die Kriche „entweihte“ (entmachtete) die heidnische Stätte
3. rein pragmatisch – die Bewohner der Umgebung pilgerten regelmäßig zu diesem Ort und kamen so „automatisch“ zur Kirche

Um sich vor den Dämonen abzusichern waren hoch oben auf den Pfählen Gesichter angebracht und man kann auch Runen-Ritzungen entdecken. Die originalen Eingangstüren waren mit magischen Ornamenten geschmückt, zur Dämonenabwehr; dazu trug auch der schmale Durchlass bei, durch die schmale Türe konnte man die Kirche nur einzeln betreten und die Dämonen mussten draußen bleiben.

Die Kirche ist noch immer die Gemeindekirche für die Umgebung, deutlich erkennbar am rundum gelegenen Friedhof. Es sind großteils Gräber aus dem 20. Jh. und gut gepflegt. Aber an der Seite hat man alte Grabsteine aufgestellt, am ältesten kann ich 1748 entziffern.

Im Inneren der Kirche kann man sehr gut das Original vom Anbau unterscheiden, denn Holzart und Bauweise differieren sehr.

Die Stabkirche von Ringebu:

Dann geht es wieder hurtig hinab und weiter nach Lillehammer. Hier wollen wir bei der Olympiahalle unsere Mittagsrast einlegen, danach die Olympiaschanze besuchen und dann sehen wir weiter. Wir parken uns hinter der Olympiahalle ein und erkennen deutlich, dass hier bereits der Zahn der Zeit nagt. Als wir beim Kaffee sitzen, wandert vor unserem Womo ein Pärchen den Hügel hinunter. Egbert steigt aus und erkundigt sich wie man zur Schanze gelangt. Ganz einfach, es führt eine Straße hinauf. Also schnell alles weggepackt und los geht’s. Nach fünf Minuten sind wir oben, haben einen herrlichen Weitblick über Lillehammer und links neben uns die große und die kleine Schanze. Hier stehen Womos herum, die sogar die SAT-Schüssel ausgefahren haben. Darf man denn hier übernachten? Man darf!

Suchbild, wer findet unser Womo? (Oberste Reihe, zweites von rechts)

Wir lösen ein Übernachtungsticket um umgerechnet 10 Euro und beenden unsere heutige Tagestour. Am Nachmittag erkunden wir das Schanzengelände, fahren mit dem Sessellift bis ganz hinauf und staunen darüber, wie lange und steil die Anfahrt ist, bevor die Schiflieger abheben.

Egbert trainiert für die Olympiade, …
… ich natürlich auch!

Wirklich beeindruckend. Von hier oben ist die Aussicht natürlich noch spektakulärer.

Die Olympiaschanze von Lillehammer:

Dann geht’s wieder zurück und wir lassen den Abend ausklingen, plaudern mit unseren Nachbarn einem Münchner Ehepaar, die seit 26 Jahren mit dem Womo unterwegs sind, er ist 86 und sie nur ein bisschen jünger. Beide fit und gut gelaunt. Man sieht, Womo fahren hält jung und aktiv! Sie waren heuer zum 17. Mal oben am Nordkap – wir noch nicht ein einziges Mal. Naja, was nicht ist, kann noch werden, oder wird nie was. Man wird sehen!

Und morgen müssen wir aber wirklich endlich auf einen Campingplatz, aus mehrerlei Gründen, aber das erzähle ich euch … morgen. Bis dann!

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