34. Ein feste Burg

Freitag, 05.07.2019 / Wittenberg

Gefahrene km: Moped 12
Übernachtung: Camping Brückenkopf 27 €

Das Mopsi wird aus der Garage gefahren und los geht’s. Schnell überqueren wir die Elbe und parken direkt vor dem Lutherhaus, aber das werden wir erst zum Schluss besuchen. Wir schlendern die Schlossstraße entlang, vorbei an schön restaurierten Häusern und landen auf dem Marktplatz. Hier wird geheiratet und zwar gleich im Tripelpack. Vor dem Rathaus stehen zwei Denkmäler, rechts Martin Luther und links Philipp Melanchthon.

Die Stadt Wittenberg:

Ein netter Wittenberger zeigt uns im Boden zwischen den Pflastersteinen jene stellen, wo früher die beiden Galgen eingelassen waren und die vermauerten Türchen an der Hauptfront des Rathauses. Hier waren nämlich die Gefängniszellen, wo die Delinquenten auf die Vollstreckung der Urteile warten mussten.

Wir gehen weiter Richtung Schlosskirche. Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil eigentlich nichts mehr erhalten ist von jenem Gebäude an dem Luther seinen Thesen angeschlagen hatte. Ob es wirklich so war, weiß man nicht. Belegt ist nur, dass er sie in Originalschrift (lateinisch) an zwei Theologen sandte und die deutsche Version tausendfach verkauft wurde. Aber man kann annehmen, dass es so war, weil an diesen beiden Holztüren alle Universitätsrelevanten Kundmachungen und Diskussionsthemen für die Studenten damals plakatiert wurden. Jetzt sieht man hier zwei Bronzetüren, in die die Thesen gegossen sind. Innen ist alles klassizistisch, denn die Kirche wurde im 19. Jh. renoviert und zwar wollte man sie wieder in den „Originalzustand“ versetzen. Nicht ganz gelungen. Zumindest erkennt man sofort, was noch aus der damaligen Zeit stammt, die beiden Grabsteine von Luther und Melanchthon, die Bildnisse der Kurfürsten und die beiden Ritterskulpturen rechts und links vom Altar sehen auch älter aus.

Die Wittenberger Schlosskirche:

Wir spazieren wieder zurück, unser nächster Anlaufpunkt sind die Cranach-Höfe. Die Apotheke des Schwiegersohns wird noch immer betrieben, nur leider ist nichts mehr vom Originalmobiliar erhalten. Der große Cranachhof wurde in den letzten Jahren aufwändig restauriert, und ganz hinten ist eine kleine Druckerwerkstatt, wo noch wie anno dazumal gedruckt wird. Zumindest vermittelt das Ensemble einen Eindruck, wie groß die Cranach’sche Manufaktur einst gewesen sein muss. Lukas Cranach der Ältere war Hofmaler beim Kurfürsten und nebenbei hat er sich auch mit der Druckereikunst beschäftigt. Sein Sohn Lukas Cranach der Jüngere hat dann das Geschäft des Vaters übernommen. In der großen Malwerkstatt wurden kleine Portraits der damaligen Persönlichkeiten (Luther, Melanchthon, Bughausen, Kurfürst, etc.) gefertigt und in der Druckerei dieselben Bildnisse als Holzschnittdrucke fürs einfache Volk, sowie zahlreiche Schriften gefertigt.

Die Cranach-Höfe:

Zwei Häuser weiter befindet sich das Cranach-Museum, hier erfährt man so einiges über die Familie Cranach, bzw. auch, dass Johann Wolfgang von Goethe auf Lukas Cranach in seinem Stammbaum zurückblicken kann.

Dann besuchen wir die Stadtkirche, hier finden sich mehr Spuren von damals, wie der große Flügelaltar und was mir ganz besonders gefallen hat, die Votivbilder an den Wänden von wichtigen Bürgerfamilien gefertigt von Lukas Cranach dem Jüngeren. Hier spürt man, diese Personen haben wirklich gelebt.

Die Stadtkirche:

Nun geht es weiter zum Melanchthon-Haus. Er hat eigentlich der evangelischen Kirche das Fundament „geschrieben“ und war wesentlich an der Übersetzung des AT beteiligt. Man weiß, dass er nur 1,50 m groß war, bereits mit 17 Jahren seinen Bachelor und aufgrund seiner Sprachbegabung bereits mit 26 Jahren Rektor der Universität Wittenberg war. Ein kluger Kopf! Sein dreistöckiges Haus im Renaissancestil wurde ihm vom Kurfürsten und der Universität gebaut, damit er in Wittenberg blieb. Das ist auch gelungen. Beim Renovieren hat man sich bemüht den Originalzustand wieder herzustellen, und hat z.B. „Bücherschränke“ in den Wänden gefunden. Man weiß, dass er eine umfangreiche Bibliothek besaß, leider ist nichts davon übrig geblieben.

So und nun zur letzten Pilgerstation, dem Lutherhaus. Ich habe schon viel über Katharina von Bora gelesen. Sie muss eine bemerkenswerte, kluge und tüchtige Frau gewesen sein. Bei Luthers saßen täglich an die 50 Leute am Tisch. Um die Kosten gering zu halten hat Frau Luther, oder wie sie ihr Mann gerne rief, Herr Käthe Grundstücke erworben und Selbstversorgung betrieben. Als Luther starb war er der Bürger mit dem größten Grundbesitz und dem größten Vermögen in der Stadt, dank seiner Frau. Und dann wollte man ihr das Erbe streitig machen  nur durch das Eingreifen des Kurfürsten konnte sie zumindest einen Teil des Vermögens, das sie erwirtschaftet hatte für ihre Kinder behalten. Luthers Kinder verkauften das riesige Gebäude der Universität, die daraus ein Studentenheim machte. Bereits kurz danach wurde aus Luthers Studierstube ein kleines Museum, deshalb ist darin doch einiges erhalten geblieben, wie der Tisch, die Holzvertäfelung und die Türen.

Das Lutherhaus:

Voller Eindrücke kehren wir zum Womo zurück.

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