Von Wien nach Ajarola
Korsika, wir kommen … wenn auch nicht sofort.
Freitag, 21.08.15 – Abfahrt, Lignano Sabbiadoro
Nachdem wir bis Mitternacht das Womo gepackt und die restlichen Sachen zum Übersiedeln in den Audi geschlichtet hatten, klingelt der Wecker erbarmungslos um 6:00. Eine schlechte Zeit um seine Urlaubsreise zu beginnen. Noch immer warten viele Handgriffe auf uns, aber um 10:23 geht es dann endlich los!
Über den Packsattel, am Wörthersee vorbei und ab ins Kanaltal, wo uns heftiges Regenwetter begleiten. Aber auch das ist bald ausgestanden. Der Himmel wird wieder heller, im Womo wird es auch wieder wärmer. Wir nähern uns der Adria und steuern unseren ersten Nächtigungsplatz Lignano Sabbiadoro an. Hier nächtigten wir schon vor zwei Jahren auf der Heimreise von Südfrankreich. Damals, Mitte September, war hier alles leer; im Gegensatz zu heute, wo kaum ein Plätzchen zu finden ist. Am Abend spazieren wir zum Strand – vor uns ein Wald an Sonnenschirmen und Strandliegen. Im Vorbeigehen zähle ich die Reihen und multipliziere, das Ergebnis – 720 Plätze.
Nicht genug, meint Egbert, denn jeder Platz verfügt über einen Schirm und zwei Liegen, macht nach Adam Riese …. genau 1.440 Sonnenanbeter finden hier Platz. Dies ist allerdings nur Spiaggia Nr. 19, speziell für den Campingplatz reserviert. Der Strand ist aber etliche km lang mit mindestens 19 Nummern, das aber übersteigt nun unsere Rechenkünste. Da bekommt „Sabbiadoro“ (goldener Strand) eine ganz andere Bedeutung.
So, jetzt geht es in die Federn und morgen weiter, Richtung Padua und Verona.
Samstag, 22.08. – Padua, Verona
Nach einem gemütlichen Frühstück brechen wir zur zweiten Etappe auf: eine kurze Stadtbesichtigung von Padua und Übernachtung in Verona. Richtung Autobahn fahren wir an einer zweispurigen Autoschlange vorbei, hauptsächlich Italiener, die anscheinend eine Datsche in Lignano besitzen, einige Kärntner und ein paar Deutsche. Und das wirklich Kilometerlang! Das sind die „Sonnenschirm-Kunden“ – es gibt sie also doch!
Es ist eine gute Entscheidung, Padua am Samstag zu besichtigen. Wir finden einen Parkplatz direkt vor der Altstadt, wo man 30 Minuten parken darf. Die reizen wir tüchtig aus, mit einem Lunch auf dem Domplatz, einem Spaziergang durch die alten Gässchen, mit vielen Laubengängen wo alte römische Säulen einem neuen dekorativen Verwendungszweck fanden.
Auf dem Weg in die Altstadt von Padua
Dann geht es weiter zur Basilica di St. Antonio, und hier entdecke ich – Padua, ist ein italienisches Mariazell. Viele Italiener pilgern zu diesem wichtigen Wallfahrtsort. Wir lassen uns mittreiben, bestaunen die Devotionalienstände, wo sogar Porzellanfingerhüte mit Heiligenkonterfeis feilgeboten werden.
Ganz andere Devotionalien, die für den Magen!
Unser letztes Ziel ist der Prato Della Valle, ein wirklich tolles Bauwerk. Auf den Ruinen eines römischen Theaters im 17. Jh. ursprünglich als Pferderennbahn errichtet, ist es heute der Lieblingserholungsort der Paduer, ähnlich unserer Neuen Donau. Zwei Wasserkanäle im Oval säumen steinerne Brüstungen, geschmückt mit unzähligen Säulen. Über vier Brücken gelangt man auf den inneren Wiesengrund, der eifrig zum Chillen genutzt wird.
Wir kehren nach „30 Min“ zurück und dem Womo fehlt nix, keine Kralle und keine Anzeige, SUPER!! Verona ist nur mehr 100 km entfernt, hier steuern wir den Campingplatz direkt in der Stadt an, über eine sehr steile und kurvige Straße, die mich an die „Wiener Höhenstraße“ erinnert.
Die Bewertungen des Campingplatzes im Internet sind gelinde gesagt „bescheiden“ dafür die Übernachtungsgebühren umso „üppiger“, aber 10 Minuten Gehweg zur Arena sind eben unbezahlbar. Obwohl überfüllt, haben wir Glück und ergattern ein Plätzchen.
Egbert erweist sich dabei als wahrer Fahrkünstler. Wir sind auch sehr froh, NICHT auf die Sanitäranlagen angewiesen zu sein. Aber am Abend bietet sich uns ein wunderbarer Blick über das Lichtermeer von Verona.
Sonntag, 23.08. – Arena di Verona „Aida“
Nach einem ausgiebigen Frühstück klettern wir die Stufen hinunter während sich Verona zu unseren Füßen ausbreitet.
Vom Campingplatz, der Blick über Verona
Über die Stiegen Richtung Stadt
Über eine Fußgängerbrücke betreten wir die Altstadt und sind gleich verzaubert vom Verona Flair.
Wir wandeln durch schmale Gässchen Richtung Zentrum. Die Häuser haben hier keine Laubengänge dafür dekorative steinerne Zwiebelfensterstöcke. Im Gegensatz zu Padua bist du sonntags in Verona NICHT allein.
Die „Getreidegasse“ von Verona
Man muss keinen Schildern sondern einfach der Menschenmasse folgen um die Arena zu finden. Wir dinieren im Schatten der imposanten Arena und wandern dann zurück, vorbei am Haus der Julia mit dem steinernen Balkon (ebenfalls von Menschenmassen bestürmt) über die Piazza delle Erbe, ein wunderschöner Platz mit Marmorpflaster, umringt von mittelalterlichen Häusern. „Zuhause“ ruhen wir uns ein wenig aus, bevor wir wieder zur Arena zurückkehren.
Die Arena
Einlass 19:00, Beginn 20:45 – 3 Stunden Aida warten auf uns. Wir sind rechtzeitig dort und ergattern schöne Sitzplätze. Vorgewarnt sind wir gerüstet mit Sitzmatte und Fleecedecke. Vorsichtshalber ist auch ein großer Schirm mit dabei. Wir genießen die Atmosphäre in der Arena und beobachten das rege Treiben. Das Bühnenbild wird von einer riesigen drehbaren Pyramide beherrscht. Die 20 Meter Höhe fallen gar nicht auf in der großen Arena.
Es dämmert und das Schauspiel beginnt. Man bekommt so einiges geboten, herrlich glitzernde Kostüme, das Orchester ist tadellos zu hören und neben den Hauptprotagonisten viele Statisten und Chorsänger.
Während dem 2. Akt, verstummt urplötzlich die Musik und die Instrumente werden im Laufschritt weggetragen und alle Protagonisten schreiten würdevoll von dannen. Es hat zu regnen begonnen. Wir spannen unseren Schirm auf, der auch noch Platz für eine dänische Oma mit Enkelin (unsere Sitznachbarn) bietet. Nach ein paar Minuten ist der Spuk vorbei, das Putzteam rückt aus und trocknet Bühne und Orchestergraben. Das dauert viel länger als der Regen. Aber endlich kehren alle zu ihrem Ausgangpunkt zurück und man fährt dort fort, wo man so unsanft unterbrochen worden war. Das währt nicht lange, der nächste Regenguss setzt ein. Das Prozedere beginnt von vorne. Man entschließt sich ohne Pause durchzuspielen und schließlich hauchen Radames und Aida ihr Leben eine Stunde später als geplant aus. Wir spazieren durch das nächtliche Verona, erklimmen den Berg und gönnen uns noch einen Mitternachtsimbiss. Wir hätten doch Proviant und Chianti mitnehmen sollen, wie uns mein Bruder Michael geraten hatte. Alles in allem ein wunderschönes Spektakel, ein Erlebnis, wirklich lohnenswert.
Montag, 24.08. – Verona – Pisa – Livorno
Etwas verspätet brechen wir zu unserer letzten Etappe Richtung Korsika auf, 320 km über die Abruzzen. Unser Zwischenziel ist Pisa, das wir am frühen Nachmittag erreichen. Sehr schnell finden wir den Weg zur Stadtmauer und entdecken auch gute Parkplätze. Aber die vielen herumlungernden Schwarzafrikaner sehen nicht sehr vertrauenserweckend aus. Nach unserem Erlebnis in Bezières sind wir vorsichtiger, also wenden wir und steuern den Campingplatz namens „torre pedente“ an. Wir parken unser Womo für eine kleine größere Gebühr und spazieren Richtung Torre.
Auch hier, Menschenmassen wohin man sieht. Wir fotografieren den Dom, das Baptisterium und natürlich den schiefen Turm aber nur von außen. Die empfindlich hohen Eintrittspreise und die Unmengen an Touristen lassen dabei keine Wehmut aufkommen.
Zufrieden kehren wir zum Womo zurück und fahren die letzten 20 km Richtung Livorno. Hier checken wir bei einem Campingplatz in Hafennähe ein. Am Abend spazieren wir zum Strand, sehen hinüber zum hell erleuchteten Hafen, hören die Schiffsmotoren röhren und beobachten die an- und ablegenden Fähren. Morgen früh sind auch wir dabei. Darum geht es auch sehr zeitig in die Federn.
Dienstag, 25.08. – Livorno – Bastia – St. Florent
Der Wecker klingelt um 6:00; war aber nicht nötig, denn ein heftiges Unwetter hatte uns bereits geweckt. Bis wir startklar sind, hatte es sich wieder verzogen. Schnell sind wir beim Hafen und reihen uns in die Schlange ein und genießen einen kleinen Imbiss. Bald sind auch wir dran und verschwinden im Bauch der Fähre.
In Bastia angelangt führt unser erster Weg zum ORANGE Shop um unsere französische SIM Karte wieder aufzuladen. Mit dem Womo parken, hat so seine Tücken, aber mittlerweile sind wir ja Profis und suchen Parkplätze in Bahnhofsnähe oder bei Supermärkten. Das gelingt auch diesmal recht gut und wir spazieren zum Shop. Nach einer Stunde ist es geschafft und wir sind wieder online!
Weiter geht es Richtung St. Florent, durch die Berge – eine Herausforderung für unser Womo. Aber am späten Nachmittag ist das Ziel endlich erreicht. Wir freuen uns auf unser Korsika Abenteuer, das nun endlich beginnen kann.
Mittwoch, 26.08. – St. Florent – Algajola
Nach den üblichen Modalitäten, Abwasser lassen, Frischwasser tanken sind wir bald wieder auf der Achse. Zuerst besichtigen wir ein kleines Kirchlein Santa Maria Assunta, aus dem 12. Jh., das eine Besonderheit vorzuweisen hat.
Im 18. Jh. ließ der Bischof von St. Florent einen römischen Soldaten aus dem 3. Jh. exumieren, der ursprünglich in den römischen Katakomben begraben war. In prächtige Gewänder gehüllt liegt er in einem Glassarg im Seitenschiff der Kirche, als Märtyrerzeuge und ist ein wichtiger Wallfahrtsmagent für die korsischen Gläubigen.
Dann geht es weiter Richtung Ile Rousse. Dieser Ort erhielt seinen Namen durch die ihm vorgelagerten roten Felsengruppen. Auf dem Campingplatz im nahen Algajola wollen wir ein paar Tage von der strapaziösen Anreise erholen. Nachdem alles eingerichtet ist, wird erstmals das Moped in Betrieb genommen und ab geht die Fahrt nach Ile Rousse, durch den Ort bis hin zu den roten Felsen wo sich ein herrlicher Blick über die Bucht bietet. Wir klettern bis hinauf zum Leuchtturm und beobachten, wie eine Fähre im kleinen Hafen anlegt.
Danach schlendern wir an den vielen Strandrestaurants vorbei und genießen ein Abendessen direkt am Meer. Hier sehen wir, wie sich noch eine weitere Fähre hinzugesellt und entdecken, dass dieser kleine Ort mit den Orten Marseille, Nizza und Toulon regelmäßige Fährverbindungen unterhält. Anscheinend sehr lohnenswert, denn sehr viele Autos fahren in den Schiffsbauch. Nach zwei Stunden ist der Spuk vorbei und die Fähre verschwindet in der Dunkelheit der Nacht.
Donnerstag, 27.08. – Algajola
Nach dem Frühstück steht heute shoppen auf dem Programm, denn unsere Essenvorräte gehören aufgestockt, außerdem habe ich im Fischrestaurant Chez Egbert einen Tisch gebucht für heute Abend.
Nochmals das Moped gezückt und zum nächsten Supermarché ist es nicht weit. Der Maitrè du Cuisine entscheidet sich für Garnelen. Die werden mit einer Weinflasche und etlichen anderen Ingredienzien ins Moped gepackt, erstaunlich, was man da so alles transportieren kann! Beim Heimfahren schafft Egbert bergab sogar 60km/h.
Am Nachmittag wird die Hängematte erstmals in Betrieb genommen, eine sehr angenehme Einrichtung! Die Garnelen waren köstlich, ehrliche 5 Hauben wert! Gute Nacht!