3. Woche: Nordspanien

Bordeaux von seiner schönsten Seite, am größten Sandhaufen Europas vorbei, hinein nach Spanien, wo die Tappas auf uns warten.

Sonntag, 11.9.: Bordeaux

Elegant und elitär

Der Campingplatz liegt am Bordeaux-Lac, das Erholungsgebiet von Bordeaux. Wir haben ein super Plätzchen, nicht direkt am „Lac“ aber immerhin am Ufer des Campingplatzteiches. Beim täglich opulentem Frühstück bekommen wir Besuch von zwei Entendamen und einem Erpel, der sich dezent im Hintergrund hält, die Damen sind da weit forscher und schnappen sich blitzschnell die Brotkrümelchen, die so „unverhofft“ vom Tisch fallen.

Danach wird das Moped wieder einmal aus der Garage gefahren, und nachdem alles sachgemäß verstaut ist, Egbert vorne und ich am Sozius, düsen wir los, Richtung Centre-ville. Heute am Sonntag sind die Straßen angenehm leer. Mitten in der Stadt, direkt am Ufer der Gironde, parken wir und brechen auf zum obligatorischen Rundgang.

Direkt am Fluss gibt es eine Wasserinstallation: Auf der Größe eines halben Fußballfeldes sprühen Düsen einen feinen Wassernebel, wirklich erfrischend bei der Hitze. Viele ziehen die Schuhe aus und spazieren durch das kühle Nass.

Echt frisch!

Mittlerweile sind wir schon zwei Wochen unterwegs und haben schon viele Städtchen und Cities besichtigt, aber jede hat ihr eigenes Flair – die Häuser und Gässchen, die Restaurants, die Einwohner, sogar das Sonnenlicht verändert seine Struktur. Das gilt auch für Bordeaux. Am bemerkenswerten ist die ca. 1km lange einheitliche Fassade direkt am Ufer der Gironde. Hier ist der Fluss so breit, dass sogar Kreuzfahrtschiffe vor Anker gehen können. Bordeaux war über Jahrhunderte ein wichtiger Handelshafen und über 300 Jahre unter englischem Protektorat, eine Zeit der wirtschaftlichen Hochblüte, kein Wunder, wenn der gesamte Wein direkt nach good old England verschifft wird. Die Briten können zwar keinen eigenen Wein machen, aber ein gutes Tröpfchen wissen sie dennoch zu schätzen.

Wir spazieren durch die Innenstadt Richtung Kathedrale, dann wieder zurück zum Kai und lassen den Abend vor dem Womo am Ufer des kleinen Teichs ausklingen.

In den Gassen von Bordeaux
In den Gassen von Bordeaux
Die 1km lange Häuserzeile
Die 1km lange Häuserzeile
Das Stadttor (15.Jh), ein Überrest aus dem alten Lyon
Das Stadttor (15.Jh), ein Überrest aus dem alten Bordeaux
Auch sonntags sind die Gässchen voller Leute
Auch sonntags sind die Gässchen voller Leute
Die Kathedrale von Lyon
Die Kathedrale von Bordeaux
Auch Kreuzfahrtschiffe besuchen Lyon
Auch Kreuzfahrtschiffe besuchen Bordeaux

Montag, 12.9.: Bordeaux – Grande Dune du Pyla (79km)

Europas größter Sandhaufen

Heute geht es weiter Richtung Südwesten und zum Atlantik, unser Ziel – die größte Düne Europas, 2.700 m lang, 500m breit und 110m hoch. Nach einigem Hin und Her ergattern wir doch noch ein freies Plätzchen auf dem vollbesetzten Campingplatz, fest in deutscher Hand, zumindest sahen wir das letzte Mal so viele auf der Fahrt durchs kleine deutsche Eck. Es ist sehr sommerlich heiß und so entschließen wir uns erst am späten Nachmittag die Düne zu erklettern, ein wahrlich beeindruckender Sandhaufen. Und von oben bietet sich eine herrliche Aussicht, über die vorgelagerten Sandbänke und die Felder der Austernzüchter. Obwohl das Meer spiegelglatt ist und es wirklich affenheiß ist, merkt man bei der Zehenprobe sofort das ist der Atlantik. Vor vier Jahren waren wir das letzte Mal seinem Ufer, allerdings auf der anderen Seite in New Haven, als wir Pia in Yale besuchten.

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Wir setzen uns in den Sand und genießen den Sonnenuntergang.

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Dienstag, 13.9.: Pyla sur Mer

Raindrops keep falling on my head

Das Moperl wird wieder einmal aus der Garage gefahren, das können wir mittlerweile blitzschnell. Trotz grauer Wolken und düster Wetterprognosen schwingen wir uns darauf und düsen los. Auf dem Weg bleiben wir kurz stehen um die Hinterseite der Düne zu fotografieren. Hier gibt es einen Campingplatz, dessen einzige Aussicht der Hintern der Düne ist, zwar beeindruckend, aber ….

Düne von hinten
Düne von hinten
Die Düne von vorne
Die Düne von vorne
Und die Brandung ist auch beeindruckend
Und die Brandung ist auch beeindruckend

Bevor wir den Ort Pyla erreichen zeigen uns die Wolken, was sie so alles drauf haben. Also flüchten wir unter die Pergola eines Bistrots und Egbert kommt endlich zu seinen Muscheln (übrigens sehr gut, meint E, mir gehen sie nicht ab, der süße Nachtisch war um Klassen besser), während draußen der Regen unser Moperl „säubert“.

Mmhhh, Muscheln!

Was ist Optimismus? Trotz beunruhigender Wettervorhersage und drohenden Wolken keine Regenjacken mitzunehmen. So etwas rächt sich. Wir sitzen, warten und essen mehr und mehr, und vertreiben uns so die Zeit während der Regen rauscht. Bei einer kurzen Verschnaufpause hüpfen wir aufs Moperl und jagen Richtung Campingplatz. Gerade rechtzeitig, als wir das Womo aufsperren beginnt es erneut zu schütten. Und so muss unsere weiße Maus weiter im Regen stehen. Wenigstens wir haben es warm und trocken.

Mittwoch, 14.9.: Pyla sur Mer – Bayonne – Biarritz – San Sebastian

Bienvenido a España

Das Wetter ist weiterhin betrüblich. In der Hoffnung auf mehr Sonnenschein brechen wir unsere Zelte ab und fahren weiter, unser nächstes Ziel: Bayonne und Biarritz.

Wir kurven die Küste entlang immer weiter in den Süden. Ein bisschen Baskenwissen haben wir uns schon angelesen, aber dennoch überrascht uns der völlig andere Baustil der Häuser.

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Baskenhäuschen

Mich erinnern sie an die Architektur der zwanziger Jahre. Zuerst versuchen wir unser Glück in Bayonne, aber da sich nirgends ein Parkplätzchen fürs Womo findet, sehen wir die berühmte Kathedrale nur von außen. Schade, der nächste Versuch ist Biarritz – aber auch hier gibt es kein Halten.

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Das mondäne Biarritz vom Auto aus

Wenigstens genießen wir eine Stadtrundfahrt, entlang der mondänen Häuser und der heftigen Brandung des Atlantiks. Für die bleibende Erinnerung zücke ich die Filmkamera, während mein Fotoapparat sich eine Auszeit gönnen darf.

Biarritz
Biarritz

Endlich am Ortsende finden wir einen netten Platz, parken uns ein und halten einen Mittagsbrunch mit Blick auf den „stürmisch brandenden“ Atlantik. Nun ist es nicht mehr weit bis zur spanischen Grenze und es heißt „Olá Espana“.

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Am Campingplatz klemmen wir uns in den Stellplatz ein, die Antenne wird ausgefahren und nach Garnelen à la Egbert (sehr köstlich!) gibt es als Belohnung für den Koch – Fußball.

Die Brandung in Biarritz

Donnerstag, 15.9.: San Sebastian

Aller guten Dinge sind Drei

Der Morgen beginnt stürmisch und wird auch nicht besser weil das Gas nicht funktioniert. Anstatt Tee gibt es halt Kaffee. Ausnahmsweise bleibt die weiße Maus in der Garage, denn der Campingplatz liegt auf einem hohen Hügel. Wir nehmen den Bus, der uns direkt ins Zentrum bringt und hier gilt unser 1. Weg zum nächsten Handyshop. „Orange“ – unsere Marke für Frankreich verlangt als Ausweis einen Pass, keine Kopie sondern das Original. Wir haben aber nur den Führerschein mit. Anstatt nochmals Bus hinauf und hinunter – rät uns der Angestellte es doch bei „vodafone“ zu versuchen. Also zum nächsten Shop – hier erklärt uns die Angestellte, zwar auf Spanisch, dafür unmissverständlich, Daten-Sim Karten sind aus. Immerhin gibt sie uns den Tipp, es doch bei „movistar“ zu versuchen – und hier haben wir Glück – Egberts Führerschein wird akzeptiert und wir sind endlich wieder online! Wie hat man das früher ohne Tablet gemacht?

WO geht's weiter?
Wo geht’s weiter?

Wir googlen uns durch San Sebastian – wer denkt, wir wären allein auf die Idee gekommen, San Sebastian einen Besuch abzustatten, der irrt. Jetzt wundert es uns nichtmehr, dass der Campingplatz, obwohl am Hollodaro gelegen, fast komplett belegt ist.

In den Gassen von San Sebastian
In den Gassen von San Sebastian

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San Sebastian ist das bekannteste Seebad Spaniens und sehr elegant. Wir streunen durch die Gassen, landen an der Bucht und sehen ein paar Wellenreitern zu, die versuchen die teilweise riesigen Wogen zu bezwingen, was kaum einem gelingt.

Wir sind in Spanien und natürlich landen wir in einer Tappas-Bar. Man drückt uns Teller in die Hand, wir wählen kleine Häppchen an der Theke und meine Wahl erweist sich als …. SCHAARFFF! Ehrlich gesagt das französische Menu du jour schmeckt mir bedeutend besser, ist reichhaltiger und kostet genauso viel.

Tappas!
Tappas!

Im Womo gibt es ein kaltes Abendessen und morgen müssen wir auf die heiße Dusche verzichten, aber immerhin haben wir einen Womo-Fachmann in der Nähe gefunden, den wir morgen früh gleich ansteuern werden. Hoffentlich heizt der uns wieder kräftig ein!

Freitag, 16.9.: San Sebastian – Irun – Pamplona (74km)

Wieder 4-Star Komfort

Wir haben wieder unseren 4-star Komfort! Das Fachgeschäft ist schnell gefunden. Davor „stapeln“ sich die Womo-Mietmobile. Oh weh, es ist Freitag, das wird lange dauern, bis wir dran kommen, denkste – innerhalb von 10 Minuten war der Spuk vorbei und alle Mietwomos verschwunden. Dann hat man sich eine halbe Stunde unserem Problem gewidmet und wir konnten wieder weiterziehen. Wie vermutet, war das Gasreduzierventil  kaputt.

Und unser Luxus-Neuer hat natürlich ein besonderes Ventil (SecuMotion, alles für ihre Sicherheit!), das man während der Autofahrt nicht abdrehen muss. Bequemlichkeit hat ihren Preis, das trifft auch hier zu. Egal, Hauptsache ich kann zum Frühstück wieder Tee trinken und das heiße Duschen in den eigenen 4 Wänden schätzen wir auch sehr, denn bei 14° hinaus ins Freie zu den nicht beheizten Waschräumen, wo die Duschen stets gut belüftet sind, das ist nicht unsere Sache.

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Quer durch Spanien

Weiter geht es Richtung Pamplona, nicht nur unsere Stimmung, auch das Wetter hellt auf. In Pamplona werden zuerst die Vorräte aufgestockt. Dann checken wir im Campingplatz ein. Wer die Wahl hat, hat die Qual – wie treffend. Es dauert, bis wir uns für das richtige Plätzchen entschieden haben – die Kriterien: eben, Platz um das Moped aus der Garage zu fahren und freie Sicht für die SAT. Während ich das Mittagessen zubereite, verdüstert sich der Himmel wieder und es beginnt zu regnen. Wir lungern herum und vertreiben uns das Warten bei Kaffee und Croissant, Reiseführer lesen, die Reiseroute planen, Geschirr abwaschen, staubsaugen, …. Erst um 19:00 hellt es wieder auf, zu spät um in die Stadt zu düsen.

Samstag, 17.9.: Pamplona – Saragossa (196km)

Mitten in Spanien

Wir riskieren mit dem Womo in die Stadt zu fahren um danach unsere Reise Richtung Saragossa fortzusetzen. Es ist Samstag und nicht viel los, dennoch fahren wir etliche Kurven und Gässchen auf der Suche nach einem Plätzchen, mit Schnecki ging das noch recht einfach, aber der Neue ist halt doch ein Stückerl länger. Auf dem Plan habe ich einen Busparkplatz entdeckt, den steuern wir dann an in unserer Not und haben Glück, denn es ist ein Parkgaragendeck für Autobusse und Wohnmobile. So etwas haben wir noch nie gesehen. Der Arca wird geparkt und natürlich fotografiert und dann geht es in die Innenstadt.

Schaut doch cool aus!
Schaut doch cool aus!

Es ist nicht weit, aber der mitgenommene Regenschirm leistet dabei wahrhaftig gute Dienste, denn es beginnt zu schütten. Auf dem Weg zur Kathedrale streifen wir durch die Gässchen, wo noch vor zwei Monaten die Stiere durchgelaufen sind. Nichts deutet mehr darauf hin, außer dieses Kostüm vor einem Souvenirgeschäft. Ich finde es grausam, Tiere solchem Stress auszusetzen um „Männlichkeit“ und  „Mut“ zu beweisen.

In den Gassen von Pamplona
In den Gassen von Pamplona

Die Kathedrale ist wirklich besonders, ein Bau aus der Hochgotik und typisch spanisch eingerichtet, sehr beeindruckend, besonders das Alabastergrab eines Königs von Aragon aus dem 15. Jh.

Hier ruhen Carlos III, "der Noble" und seine Gattin
Hier ruhen Carlos III, „der Noble“ und seine Gattin

Im angeschlossenen Kloster besichtigen wir den Kreuzgang, einmalig mit seinem hohen Gewölbe und besuchen eine Ausstellung zum Christentum im Okzident. Ich bin erstaunt, wie modern die teilweise sehr alten Artefakte präsentiert werden. Eine wirklich sehenswerte Ausstellung, leider verstehen wir kein Spanisch.

Die Ausstellung Occident
Die Ausstellung Occident

Endlich hat es aufgeklart und so spazieren wir bei Sonnenschein zur Parkgarage zurück durch die Gassen Pamplonas.

Hier gibt es das Outfit für die Stierhatz
Hier gibt es das Outfit für die Stierhatz
Auch durch Pamplona führt der Jakobsweg
Auch durch Pamplona führt der Jakobsweg
Passender Fächer zum Schal
Passender Fächer zum Schal
In den Gassen Pamplonas
In den Gassen Pamplonas

Wir klettern ins Womo, steuern den nächsten Supermarkt an, füllen die Vorräte und unsere Mägen mit einem Imbiss und dann geht es weiter ostwärts Richtung Saragossa. Plötzlich wird die Landschaft ganz flach und weit. Hier wird schon viel Alternativenergie gewonnen in Form von Windräder- und Sonnenkollektoren-Anlagen. Am Nachmittag beim „Landeanflug“ nach Saragossa staunen wir über die breit angelegten Straßen, die vielen Großbauten und deren architektonische Gestaltung (Expo 1998).