Toskana – Woche 2

Arezzo – Assisi

Sonntag, 07.10.2018 – Assisi (64.202-64.328km)

Gefahrene km: Womo 126
Übernachtung: Camping Village Assisi € 20 (ASCI)

Der Morgen begrüßt uns ein bisschen launisch, aber bald bessert sich die Lage und nach dem Frühstück brechen wir auf, um Arezzo zu erkunden. Der Stellplatz liegt wirklich ganz nahe an der Stadtmauer. Und so treten wir bald durch das Tor, mit einem Zettel bewaffnet, auf dem Egbert die Öffnungszeiten aller Sehenswürdigkeiten notiert hat, die wir ansehen wollen.

Es ist, wie bereits gesagt, der erste Sonntag im Monat, und da ist nicht nur in allen staatlichen Museen der Eintritt gratis, an jedem ersten Wochenende im Monat wird der größte Antiquitäten-Markt der Toskana hier in Arezzos Innenstadt veranstaltet. Hunderte Stände präsentieren unter freiem Himmel ihre Waren, auf allen Plätzen, aber auch in den kleinen Gassen. Und wir sind nicht allein, viele kommen hier her um sich an diesem Schauspiel zu ergötzen. Egbert fragt sich, wie diese Leute davon leben können. Vielleicht ist das gar nicht ihr Lebensunterhalt, sondern ihr Hobby. Jedenfalls ist es lustig durch die Standlreihen zu flanieren. Das einzige, was wir bedauern, auf der Piazza Grande gelingt kein gutes Foto, weil die Stände den „Ausblick“ stören. Aber zurück zu unserer Sightseeing-Tour. Als erstes besuchen wir die

Chiesa San Domenico – Kreuz von Cimabue

Casa Vasari

Dom San Donato – Glasfenster

Piazza Grande

Chiesa San Francesco – Fresken von Piero de Franceso

Danach geht es zurück zum Womo. Das nächste Ziel wird ins Navi eingetippt und los geht es, diesmal für einen kleinen Abstecher nach Umbrien.

Wir fahren entlang des Lago di Trasimeno, vorbei an Perugia, wo oben am Berg die Altstadt thront und nehmen die Ausfahrt ASSISI. Hier kommen uns Autokolonnen entgegen, und wir fragen uns, ob jeder Italiener am Wochenende seine Nonna in Assisi besucht hat. Nein, bald lüftet sich das Geheimnis, denn das Navi ist – gelinde gesagt „gnadenlos“!

Man hat verschiedene Optionen um eine Tour zu programmieren – zuerst einmal, man kann Mautstraßen vermeiden, dann kann man noch wählen zwischen schnellster Route und kürzester Route, aber es gibt leider keine Option für „normal“ bzw. „komfortabel“ und als Kontrapunkt dazu für „wahnsinnig“ bzw. „will unbedingt mein Womo zerstören“.

Zurück zu unserem … gnadenlosen Navi, es lässt uns von der Hauptstraße abzweigen, in die Pampa. Mir ist das suspekt, da ich keinen Wegweiser für Camping entdecke, wie es sonst üblich ist. Egbert erklimmt mit unserem tapferen Womo, fürchterlich enge, kurvige und steile Straßen, gespickt mit üppigem Gegenverkehr, mitten im Niemandsland.

Bei einer Kurve, wo es wiederum steil bergauf über ein winziges Gässchen geht, bleiben wir neben einem geparkten Reisebus stehen (wie es der bis hierher geschafft hat, ist mir ein Rätsel) und machen den Gegencheck via Google. Tatsächlich befindet sich unser ausgewählter Campingplatz circa 1.200 Meter von uns entfernt. Also, hineingebissen und weiter geht es Bergauf-Bergab-über-Stock-und-Stein. Endlich erreichen wir wieder eine Hauptstraße und Hurra! hier gibt es ein Camping Schild, nein nicht eines, es sind zwei und sie weisen in entgegengesetzte Richtungen. Wir wählen den leichteren Weg bergab und werden prompt von der Polizei aufgehalten. Hier geht nix weiter, derzeit findet ein Friedensmarsch in Assisi statt, deshalb sind alle Hauptstraßen gesperrt. Nun erklärt sich auch der starke Verkehr auf den winzigen Nebenstraßen.

Also zurück und wir klettern weiter den Berg hinauf, bis zu einem Schild, das den Anfahrtsweg zum Campingplatz weist. Der Weg führt über ein winziges unbefestigtes steiles Gässchen. Wir befinden uns bereits auf einer steilen Bergstraße und das Schild verweist auf einen noch steileren Weg den Hang hinunter. Pilot Egbert steigt kurz aus, betrachtet die Misere und erklärt, da fahren wir nicht hinunter! Also nochmals Google gezückt, denn Assisi hat noch einen zweiten Campingplatz, ein bisschen außerhalb der Stadt.

Aber, was tun, wenn es kein Durchkommen gibt, wer wagt, der gewinnt. Und so ist es auch. Plötzlich löst sich alles in Wohlgefallen auf, alle Demonstranten und die Polizei haben sich friedlich verzogen und die Straßen sind frei. Wir brausen hinunter Richtung Ebene und bald schon biegen wir bei Camping Village Toskana ein, mit herrlichem Panoramablick auf Assisi. Noch schnell Wasser nachgeladen und dann ein Plätzchen gesucht, wo die SAT-Anlage zum Einsatz kommen kann, immerhin wollen die Ergebnisse der Fußballspiele des Wochenendes erkundet werden und am Abend gibt es eine Dokumentation über die antiken unterirdischen Bauten von Rom. Wieder geht ein schöner Tag zu Ende und nochmals ein großes Lob an den Piloten Egbert, also ich hätte als Fahrerin die Nerven weggeschmissen!

Assisi

Montag, 08.10.2018 – Assisi

Gefahrene km: Moped 14, Womo 110
Übernachtung: Camping Village Assisi € 20 (ASCI)

Am Morgen ist alles in dicken Nebel gehüllt, aber langsam gewinnt die Sonne an Kraft. Heute wird wieder einmal das Moped aus der Garage gefahren, denn weit ist es nicht. Als wir auf die Hauptstraße einbiegen, präsentiert sich Assisi bei strahlendem Sonnenschein in vollem Panorama vor uns. Flott erreichen wir unser Ziel, biegen durch ein Stadttor und finden gleich danach ein herrliches Plätzchen für unsere weiße Maus. Also abgestiegen, die Helme verstaut und los geht es, ein kleines Gässchen hinauf und schon stehen wir vor der Basilika San Franceso, ein wirklich gewaltiger Bau.

Aber nicht nur die Ausmaße sind beeindruckend, sondern auch die herrlichen Fresken sowohl in der Unterkirche, als auch in der Oberkirche. Viele Pilger sind unterwegs und wir lassen uns in dem Strom mittreiben. Zuerst besuchen wir die Unterkirche, wo man noch tiefer auch zum Grab des Hl. Franziskus hinabsteigen kann. Einst wurde er in einem einfachen Steinsarkopharg unterhalb des Altars beerdigt. 600 Jahre später im 19. Jh wurde dieses Grab wiederentdeckt und rundherum für die Pilger eine Krypta gebaut.

Die gesamt Unterkirche ist mit Fresken geschmückt. Sie stammen teils von Lorenzetti, dem Lehrer von Giotto und teils aus der Giotto Schule. Wir sind sehr beeindruckt. Leider herrscht hier striktes Fotografierverbot und wir halten uns daran. Gleich daneben geht es in die Reliquienkapelle, hier kann man eine Tunika bewundern, die Franziskus einst getragen hat, seine Schuhe und andere persönliche Habseligkeiten von ihm.

Dann geht es hinauf in die Oberkirche, hier befinden sich an den Langhausseiten die berühmten Giottofresken. 1997 wurden sie bei einem Erdbeben schwer beschädigt, als das Gewölbe einbrach. In minutiöser Kleinarbeit wurden sie Stück für Stück restauriert. Im hinteren Bereich kann man ebenfalls Fresken bewundern, allerdings sind sie in sehr schlechtem Zustand. Die Kathedrale wurde an den Hang gebaut und über die Jahrhunderte drang das bergab laufende Wasser ins Fundament, sodass die Mauern komplett durchfeuchtet waren, das hinterließ schwere Schäden an den Fresken. Im 20. Jh. begann man mit aufwändigen Maßnahmen das Mauerwerk trockenzulegen. Allerdings wird es noch Jahre dauern, bis die Oberkirche wieder in ihrem Glanz erstrahlt.

Danach spazieren wir durch das pittoreske Assisi Richtung Piazza del Commune auf der Suche nach einer Trattoria. In einer kleinen Seitengasse werden wir fündig und genießen ein vorzügliches Mittagessen. Gut gestärkt erkunden wir den Rest von Assisi, den Dom San Rufino und die Kirche Santa Chiara. Dann schwingen wir uns wieder auf unser Moped und brausen den Berg hinunter, Richtung Santa Maria del Angeli. Die Basilika wurde um das kleine Eremitenkirchlein von Franziskus und seinen Sterbeplatz gebaut. Gleich daneben befindet sich das Rosengärtchen. Die Kirche ist in üppigem Barock gestaltet, was nicht gerade zu meinem liebsten Kunststil zählt, aber beim Rosengärtchen entdeckt man, dass hier schon seit langer Zeit ein altes Kloster gestanden sein muss. Zufrieden kehren wir zu unserem Womo zurück.

Wieder zurück in die Toskana

Dienstag, 09.10.2018 – Assisi – Montepulciano (64.328-64.408km)

Gefahrene km: Womo 80
Übernachtung: Stellplatz Montepulciano € 10

Ein herrlicher Morgen begrüßt uns wieder. Nach dem Frühstück und dem Womo Service geht es weiter, wieder zurück in die Toskana. Diesmal entlang der Südseite des Lago di Trasimeno, hier kann man die Landschaft viel besser bewundern, als an der anderen Seite.

Bald haben wir unseren Stellplatz gefunden und wieder geht es schnurstracks Richtung der nächsten Sehenswürdigkeit. Montepulciano gilt als eine der schönsten Städte der Toskana, und das mit Recht. Das Städtchen liegt auf einem Bergrücken und wird seit dem 6. Jh. v. Chr. bewohnt. Es ist von einer dicken Stadtmauer umgeben und diente schon des Öfteren als Filmkulisse. Der innere Stadtkern ist komplett erhalten und wird von keinem einzigen „Neubau“ verschandelt, kein Wunder, hier ein Haus abzureißen und neu aufzubauen wäre eine echte Herausforderung, denn wie soll man mit schwerem Gerät durch diese kleinen Gassen kommen? Wir spazieren durch die Gassen immer höher und höher, vorbei an unzähligen Vinotheken. Egbert inspiziert einige, aber die Preise für eine einzelne Flasche lassen einen wirklich erschauern. Also, wir Österreicher, wissen sehr wohl, wie man guten Wein macht, und Egbert ist darin kein Kostverächter, aber hier fragen wir uns, ob der Preis wirklich der eingesetzten Arbeit entspricht, oder einfach bei der Preisgestaltung der Fantasie (oder Frechheit) viel Raum gegeben wird, weil es dummen Touristen die Möglichkeit offeriert, sich als Weinkenner zu profilieren. Ich hoffe, meine Kritik löst keinen Shit-Storm aus!

Auf der Piazza Grande bewundern wir das Rathaus, das wirklich an den Palazzo Vecchio in Florenz erinnert. Auch die Aussicht ist imponierend und dann spazieren wir wieder hinunter. Ein wirklich hübsches Städtchen.

Im Chiantiland

Mittwoch, 10.10.2018 – Montepulciano – Pienza – Bagno Vignoni (64.408-64.484)

Gefahrene km: Womo 76
Übernachtung: Stellplatz Bagno Vignoni € 0

Wie üblich gehen wir es gemütlich an, fahren noch in die Parkgarage des nahe gelegenen Supermarkts, denn das ist nicht selbstverständlich, dass man mit Womos in Parkgargen fahren kann, also wenn man das kann – dann sollte man es auch tun. Hier decken wir uns noch mit dem Nötigsten ein und dann geht es wieder auf die Pirsch.

Pienza ist unser nächster Zwischenstopp, der Womo-Parkplatz ist nicht leicht zu finden, aber es gelingt uns dennoch und wir machen uns auf, das Städtchen zu erkunden. Hier in der Toskana gibt es unzählige kleine Städtchen, die ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt haben. Wir wandern durch die kleinen Gässchen und landen schließlich beim Palazzo Piccolomini. Dieser wurde von Papst Pius II. erbaut, eben einem Piccolomini, der seinen Geburtsort in ein schickes Städtchen verwandeln wollte. Ist ihm auch gelungen und dabei hat er es gleich auch umbenannt, eben in Pienza.

In diesem Palazzo, starb der letzte Piccolomini 1962 ohne Nachkommen, da sein einziger Sohn 1944 im 2. Weltkrieg gefallen ist. Also vermachte er seinen Palast der Stadt mit der Auflage, daraus ein Museum zu machen. Gesagt, getan. Als Zefirelli nach Locations Ausschau hielt für seinen Film Romeo und Julia, die möglichst „originalgetreu“ dem Verona des 14. Jh. entsprechen sollten, wurde er hier fündig und drehte wichtige Schlüsselszenen seines Films in diesem Palast. Die Führung war sehr interessant, da in den jeweiligen Räumen auch Fotos bzw. Kostüme aus diesem Film ausgestellt sind. Die Räume sind sehr interessant gestaltet, eben mit dem entsprechendem Mobiliar und der Blick von der Galleria in den Garten umwerfend. Leider darf man in den Räumen nicht fotografieren, aber vielleicht finden wir Aufnahmen davon im Internet.

Also, wenn wir wieder zuhause sind, müssen wir uns unbedingt diesen Zefirelli Film ansehen.

Zurück im Womo, wird unser nächstes Ziel ins Navi eingespeist, Bagno Vignoni. Das ist ein wirklich seltsames Dörfchen. Hier hat sich Papst Pius II., eben besagter Piccolomini mitten im Ort um 1450 ein riesiges Schwimmbecken bauen lassen. Und das ist noch heute zu bewundern, nur baden darf man nicht mehr darinnen. Diese warmen Thermalquellen waren schon den Etruskern und Römern bekannt. Wir stellen unser Womo auf den Stellplatz und treffen auf ein Grazer Ehepaar, das uns gleich mit guten Tipps versorgt, wie einer guten Osteria, bzw. schönen Ausflugszielen in der Umgebung, bzw. der Tipp, das Thermenbad des Hotels Post zu besuchen. Da es regnet, verziehen wir uns vorerst in unser Womo und vertrödeln den Nachmittag gemütlich. Am Abend besuchen wir die Osteria, die auch in allen Reiseführern lobend erwähnt wird. Naja, also unseren Gaumen hat das nicht so getroffen, aber immerhin wurde ich inspiriert, doch ein bisschen mehr Vielfalt in meine Nudelgerichte einzubauen. Mal sehen, wie mir das zuhause gelingen wird.

Am Abend funktioniert die SAT Übertragung nicht, ob es am Kabel, am Receiver oder am Transponder liegt, werden wir wohl erst zuhause eruieren können. Also ist DVD Abend angesagt und schon reiten die wilden Cowboys durch unser Wohnmobil, denn Egbert hat – sicher ist sicher – eine große Kollektion an Western mitgenommen.

Anmerkung: Nach einigem Hin-und-Her haben wir den Receiver als den Schuldigen entlarvt. Das gute Stück wurde nach Italien zur Firma TELECO geschickt, repariert und funktioniert nun wieder einwandfrei!

Abbazia heißt Abtei!

Donnerstag, 11.10.2018 – Bagno Vignoni – Vignoni Alto – Abbazia di Sant’ Animo – Abbazia di Monte Oliveto Maggiore – Siena (64.484-64.591)

Gefahrene km: Womo 107
Übernachtung: Camping Colleverde Siena € 35,50

Heute Morgen machen wir eine kleine Wanderung, hinauf zum Vignoni Alto, dem ehemaligen Dorf oben auf dem Hügel. Eigentlich liegen fast alle Dörfer bzw. Städte in der Toskana oben auf Bergkuppen. Natürlich bietet sich von oben ein herrliches Panorama, aber ich glaube nicht, dass dies der Grund war, warum so viele sich entschieden oben am Hollodaro ihre Stadt zu erbauen. Vielmehr ist es ein deutliches Zeichen für die vielen kriegerischen Auseinandersetzungen in dieser eigentlich kleinen Region, aber hier hat halt jeder, jeden bekämpft und versucht sein Territorium zu vergrößern, seien es die Florentiner oder die Sienenser, oder die kleinen Stadtrepubliken, die sich nix vorschreiben lassen wollten.

Wir wandern also hinauf im leichten Nieselregen. Oben finden sich ein paar Gehöfte und ein kleines bescheidenes Kirchlein. Alles ist so still und ruhig! Dann klettern wir wieder frohgemut hinunter und beginnen nach einem kleinen Mittagessen unseren nächsten Abenteuertag.

Unser Ziel ist die Benediktinerabtei aus dem 12. Jh, aus hellem Travertin, mitten in der Wiese. Einst war sie eine wichtige Station auf der Via Francigena (Frankenstraße), einer der wichtigsten Handelsstraßen des Mittelalters. Sie wurde um 700 von den Langobarden als Verbindungsweg zwischen Rom und ihrer oberitalienischen Hauptstadt Pavia angelegt und später von den Franken ausgebaut. An die Abtei war ein Hospiz angeschlossen und die Votivgaben der Pilger waren eine gute Einnahmequelle. Allerdings ließ Papst Pius II. (schon wieder!) das Kloster aufheben und es geriet 500 Jahre lang in Vergessenheit, bis Zisterzienser es um 1970 wieder entdeckten. Seither wird es liebevoll gehegt und gepflegt. Ein wirklich beeindruckender Bau.

Danach klettern wir wieder in unser Womo und weiter geht es zur nächsten Abtei, mit einer besonderen Attraktion. Die Abbazia di Monte Oliveto Maggiore ist eines der bedeutendsten Benediktinerklöster des Landes, 1313 gegründet. Allerdings ist der Ordensname Olivetaner nach dem gleichnamigen Berg benannt und die Mönche leben nach den Benediktinischen Ordensregeln. Bis ins 15. Jh entwickelte sich das Kloster zu einem religiösen Zentrum, von Papst Pius II. (schon wieder!) gefördert. Die Kirche wurde im 15. Jh errichtet und leider 1772 barockisiert. Das wirklich Wertvolle ist das Chorgestühl mit wundervollen Intarsienarbeiten aus dem 16. Jh. Gleich daneben im Kreuzgang wird es spannend. Hier sind 36 riesige Wandfresken mit Szenen aus dem Leben des Hl. Benedikts zu bewundern, die meisten vom Meister Sodoma. Mit dem Führer bewaffnet gehen wir die Reihen ab und ich lese die Erklärungen zu den jeweiligen Szenen.

Nun ist es aber spät geworden und so düsen wir Richtung Siena zu unserem Übernachtungsplatz, denn morgen wollen wir uns die Stadt ansehen. Aber vorher wird eingecheckt und dann geht es ins Restaurant auf eine überraschend gute Pizza, denn so spät mag ich nichtmehr kochen.

Zum Palio nach Siena

Freitag, 12.10.2018 – Siena

Gefahrene km: Moped 9
Übernachtung: Camping Colleverde Siena € 35,50

Gleich am Morgen werfe ich die Waschmaschine am Campingplatz an, denn unser Vorrat an sauberer Wäsche geht zur Neige. INNERHALB VON ZWEI Stunden ist alles wieder trocken und in den Fächern eingeschlichtet. Danach wird das Mopsi aus der Garage geholt und los geht es! Weit haben wir es ja nicht und so stehen wir kurz darauf vor der Basilika San Domenico, hier kann man das Haupt der Katharina von Siena bewundern, die Schutzpatronin Sienas und meine Namenspatronin. Naja, viel gibt die Kathedrale nicht her, außer den makaberen Schädel. Der Rest von ihr wurde in Rom beerdigt.

Aber wenigstens unser Mopsi parkt hier gut und sicher. Also stiefeln wir los, Richtung Piazza Il Campo. Dazwischen kommen wir noch an Katharinas Geburtshaus vorbei, immerhin war sie das 25. und damit zweitjüngste Kind einer Färberfamilie. Viele ihrer Geschwister starben bereits in jungen Jahren. Als sie mit 12 Jahren – wie damals üblich – verheiratet werden sollte, wehrte sie sich vehement, indem sie sich selbst ihr Haar abschnitt. Sie bettelte lange, bis sie endlich in einen strengen Frauenorden eintreten durfte. Ihre geistlichen Übungen bestanden aus Gebet, Nahrungsentzug und Selbstgeißelung. Also mich befremdet das und ich denke nicht, dass solche Lebensart den Kern des Christentums trifft. Ich weiß nicht, was an solcher Lebensweise verehrenswert sein soll, wenn Jesus im Neuen Testament seinen Hörern empfiehlt: Euer Leib sei ein Tempel des heiligen Geistes!

Jedenfalls wurde sie bereits zu Lebzeiten verehrt, als kluge Frau, obwohl sie weder lesen noch schreiben konnte, sondern ihre Briefe, immerhin sind 386 davon erhalten diktieren musste. Da frage ich mich, wie viel des Geschriebenen stammte dann wirklich von ihr, oder hat der bzw. die Schreiberin nur ihren Namen verwendet um den eigenen Gedanken mehr Gewicht zu geben?

Mit mehr Fragen als Antworten setze ich meinen Weg fort, über die kleinen Gässchen gelangen wir bald darauf auf den Il Campo, hier laufen emsige Vorbereitungen, denn am darauffolgenden Samstag findet wieder ein Palio statt. Die Tribünen sind bereits errichtet und auch die Eintrittspreise kann man auf den Plakaten erfahren. Die Preise liegen zwischen 200-300 € / Platz. Das Spektakel dauert genau 75 Sekunden, denn die Reiter umrunden den Platz dreimal, bis der Sieger feststeht. Von den 17 Distrikten der Stadt werden jeweils 10 Teilnehmer ausgelost. Bis ins 13. Jh reicht diese Tradition zurück, und findet eigentlich nur zweimal / Jahr statt, im Juli und im August. Aber anscheinend – Pecunia non olet (lateinisch: Geld stinkt nicht –siehe Eintrittspreise) – kann man damit ordentlich verdienen, also warum dann nicht auch noch im Oktober einen drauflegen! Man reitet auf ungesattelten Pferden, die Jockeys werden in ganz Italien für die einzelnen Stadtteile verpflichtet und in mittelalterliche Kostüme gesteckt. Man darf dem Gegner eine reinhauen, die anderen behindern – mit einem Wort, der Fieseste gewinnt!

Wir umrunden den Campo, schießen Fotos und lassen uns in einer Pizzeria für einen Imbiss nieder. Gleich daneben ist die bekannte Konditorei Nannini zuhause also nix wie hin und als Nachtisch ein Nannini-Eis. Nie wieder Nannini! Der Preis doppelt so hoch wie sonst und der Geschmack nicht einmal ein Viertel wert!

Nun aber geht es zum eigentlichen Ziel, dem Dom! Leute, das müsst ihr wirklich gesehen haben, die Eintrittspreise sind happig, aber jeden Euro wert. Unbeschreiblich, wir stehen und staunen, von so viel Pracht. Der ursprüngliche Dom wurde im 13. Jh abgerissen und in seiner jetzigen Form gebaut. Schon die Fassade aus hellem Marmor beeindruckt, aber erst das Innere mit den kostbaren Marmorwänden, Fresken und 52 Bodenbildern. Aber das war den Bürgern nicht genug und man plante bereits eine noch größere Kathedrale, wobei die Vorhandene als Querschiff dienen sollte. Das geplante Ausmaß lässt sich anhand der bereits stehenden Mauern erahnen, aber aus dem Plan wurde nix, denn 1348 wurde Siena von der Pest heimgesucht, der 80% der Stadtbevölkerung zum Opfer fiel. Wie heißt es doch, Hochmut kommt vor den Fall. Die Pest konnte sich damals so schnell verbreiten, aufgrund einer fürchterlichen Rattenplage. Wie wir alle wissen, hatte man es im Mittelalter mit der Reinlichkeit nicht so. Es gab keine Kanalisation, also landete alles, und damit meine ich wirklich „alles“ auf den Gassen. Zwar gab es eine Art „Müllabfuhr“, aber die kam nur sporadisch und musste wahrscheinlich bezahlt werden, also versuchte man seinen Schmutz und Unrat möglichst „unbemerkt“ auszugießen. Dazu kommt, dass Katzen als Hausteire nicht geschätzt wurden, weil sie als Hexentiere galten, was die Ratten natürlich sehr erfreute. Also führte eines zum anderen und schwups war Sienas Bevölkerung plötzlich auf ein Fünftel dezimiert. Und der Dom blieb das, was er war. 1999 fand man unterhalb des Doms Reste der alten Kathedrale. Die Fresken haben nichts von ihrer Farbkraft eingebüßt, da sie über 700 Jahre mit Schutt bedeckt waren.

Ein weiteres Highlight der Besichtigung ist die Gallerie, von der man einen herrlichen Blick über Siena genießt Danach besichtigten wir noch das Baptisterium und dann fuhren wir wieder zurück.

Durch die Campagne

Samstag, 13.10.2018 – Siena – Monteriggioni – Colle di Val d’Elsa – San Gimignano (64.591-64.648)

Gefahrene km: Womo 47; Moped 9
Übernachtung: Camping Il Boschetto di Piemma € 27,10

Wie üblich überstürzen wir nix am Morgen, sondern genießen unser Frühstück und einen Abschlusskaffe bevor wir wieder das Mopsi in die Garage liften und den Anker lichten.

Das nächste Ziel ist nicht weit, Monteriggioni – das total ummauerte Städtchen liegt 10km nordwestlich von Siena und war dessen militärischer Vorposten im Kampf gegen die Florentiner. Insgesamt schmücken 14 wehrhafte Türme die mächtigen Mauern, mit nur 2 Stadttoren. Viel Touristenrummel und Kasernenflair, aber wenig Charme. Wir bleiben nicht lange, uns zieht es weiter nach Colle Alta, der Oberstadt von Colle di Val d’Elsa. Wir parken direkt neben dem Stadttor auf einem Schulparkplatz. Da heute Samstag ist, kein Problem! Hier finden wir den totalen Kontrast, keine Menschenseele in den kleinen Gassen, und wenn sind es Einheimische. Nach einer kleinen Runde fahren wir weiter zu unserem eigentlichen Ziel für heute, checken am Campingplatz ein, kochen ein spätes Mittagessen und am Spätnachmittag holen wir noch das Mopsi aus der Garage und brausen ins nahegelegene San Gimignano.

Das Städtchen ist total in Touristenhand und dennoch entzückend. Wir schlendern durch die Gassen, vorbei an originell dekorierten Shops und genießen die abendliche Atmosphäre inklusive einem köstlichen Eis. Erst als die Dämmerung in die Nacht gleitet, fahren auch wir zurück, schnabulieren zum Abendessen die frisch eingekauften Delikatessen und beenden den Abend bei einem Glas Rotwein (Egbert) und ich am Laptop.

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