Schottland – Woche 2

Hurra, endlich ist er da!

Donnerstag, 1.6.: Edinburgh – Forth Bridge – Linlithgow Palace – Falkirk Wheel – Stirling Castle (55.379-55.469 km)

Gefahren: 90 km
Übernachtung: Witches Craig Caravan Park (€ 25,52)

Seit Tagen bin ich schrecklich nervös, denn die Ankunft meines Enkelsohnes verzögert sich. Aber heute, um 1:06 in den Morgenstunden kam er auf die Welt, David Robbinson, mit 54cm Länge, einem Startgewicht von 4,2 kg und dichtem schwarzen Haar.
Die Mama, nach 2 ½ Stunden Schwerstarbeit einfach erleichtert und der Papa total geschafft. Aber am herzigsten ist der Synchronschlaf von großer Schwester Anna mit kleinem Bruder. Findet ihr nicht?

Die erleichterte Mama mit ihrem Goldschatz
Der erschöpfte Papa mit seinem Stammhalter
Die große Schwester im Synchronschlaf mit dem kleinen Bruder

Ich freue mich so, dass alles gut gegangen ist und mein Sohn eine so tolle Familie hat.
Alles andere, das heute passiert ist, verschwindet neben dieser großartigen Neuigkeit, aber dennoch will ich berichten. Auf dem Weg Richtung Stirling Castle kommen wir an der Forth Bridge vorbei, einem Wahrzeichen Schottlands. Diese Eisenbahnbrücke stammt aus 1880 und war damals mit ihrer 2.600 Meter Länge ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Die gewaltige Stahlkonstruktion verbindet in 45 Meter Höhe die beiden Ufer einer Bucht und ist auch heute noch in Betrieb.

Die Forth Bridge

Weiter geht es zum Linlithgow Palace. Der Bau wurde 1424 begonnen und es dauerte fast 200 Jahre, bis er vollendet war, um 1745 in Flammen aufzugehen. Der einst wunderschöne vierflügelige Renaissance Palast mit insgesamt sechs Etagen liegt malerisch an einem kleinen See. Hier wurde 1542 Maria Stuart geboren. An den Wänden der Ruine erkennt man die einst gewaltigen Kamine, mit denen das Schloss einst beheizt wurde und kann die einstige Pracht erahnen.

Unser nächstes Ziel ist ein Bauwerk aus dem 21. Jh das Falkirk Wheel. Diese weltweit einmalige Konstruktion ist ein „Aufzug für Boote“ und ersetzt insgesamt elf Schleusen, die früher die beiden Kanäle miteinander verbunden haben. Das riesige Rad hebt die bis zu acht Boote in 40 Meter Höhe, mit einem Energieaufwand, den 8 Haushaltstoaster verbrauchen würden. Einfach unglaublich!

Weiter geht es nach Stirling Castle. Die größte schottische Festung thront ähnlich wie Edinburgh Castle auf einem erloschenen Vulkankegel. Schon im 12. Jh war Stirling Castle, Sitz der schottischen Könige. Beide schottischen Nationalhelden, William Wallace und Robert the Bruce werden hier mit Denkmälern geehrt. Beide haben hier entscheidende Schlachten gegen die Engländer gewonnen.

Die meisten Teile der Anlage stammen aus dem 15. Jh. In den letzten Jahren hat man die verfallenen Gebäude sorgfältig und vor allem originalgetreu restauriert. Obwohl die knallbunten Farben etwas irritieren, bekommt man doch einen Eindruck, wie alles zur Zeit Maria Stuarts ausgesehen hat, die hier ihre Kindheit verbrachte. Besonders gut gefallen mir die nachgewebten Gobelins im Appartement der Königin. Sie erzählen die mystische Geschichte des Einhorns, das Wappentier Schottlands.
Wir übernachten zu den Füßen des riesigen Wallaceturms auf einem sehr schön gelegenen Campingplatz.

Witches Craig Caravan Park

Echt schade um diese Ruinen!

Freitag, 2.6.: Stirling – Dunfermline Abbey – Aberdour Castle – Anstruther – St. Andrews (55.469-55.597 km)

Gefahren: 128 km
Übernachtung: St. Andrews Holiday Park (€ 36,54)

Unser Italiener bei der Morgentoilette

Das Wetter meint es heute wieder gut mit uns. Unser erster Stopp ist Dumfermline.

Dunfermline

Bis ins 11. Jh. war Dunfermline die Residenzstadt der schottischen Könige. Im 12. Jh wurde Dunfermline Abbey gegründet, die größte Benediktinerabtei Schottlands und im 16. Jh zu einem prachtvollen Renaissance Palast umgebaut und 1624 durch einen Brand zerstört. Man kann noch die mächtigen Kamine in den einzelnen Stockwerken erkennen und Zeichnungen vermitteln einem ein Bild, wie es einst ausgesehen hat. Die alte Kathedrale wurde neu überdacht und im einstigen Chor eine neue Kirche gebaut. Dabei wurde das Grab von Robert the Bruce wieder entdeckt. Robert the Bruce ist DAS schottische Idol. 1306 zum König der Schotten ausgerufen, verjagte er mittels Guerilla Taktik die verhassten Engländer und eint die schottischen Clans. 1329 stirbt er an Lepra.

Der Turm von Aberdour Castle stammt aus dem 14. Jh, der Rest ist 16.-17. Jh. Der Palast gehörte einem wohlhabenden Edelmann. Einige Räume sind erhalten geblieben und der Taubenschlag. Tuaben waren sehr nützlich, als Nahrungsmittel aber auch als Boten setzte man sie ein.

Jetzt meldet sich langsam der Hunger und endlich ergibt sich die Gelegenheit die berühmten „Fish and Chips“ zu verkosten. Das tun wir in Anstruther, denn aus der ganzen Gegend kommen die Leute hierher um diese Köstlichkeit zu genießen.
Wir trudeln am Nachmittag ein und dennoch ist der Laden, bis auf den letzten Platz besetzt. Aber dann ergattern wir doch ein Plätzchen. Also der Fisch war ganz köstlich, aber ehrlich gesagt sind uns die französischen „Frittes“ lieber als die britischen „Chips“.

Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserem Nächtigungsplatz. Dieser Campingpaltz an einem Hang gelegen bietet ein wunderschönes Panorama und so sitzen wir am Abend im Womo und genießen den herrlichen Ausblick über St. Andrews.

St. Andrews Holiday Park

Auf den Spuren der Royals

Samstag, 3.6.: St. Andrews – Glamis Castle – Balmoral – Tarland (55.597-55.767 km)

Gefahren: 170 km
Übernachtung: Tarland Club Site (€ 28,65)

Der Ausblick aus dem Womo bei unserem Übernachtungsplatz, vor uns, die Ruinen von St. Andrews.

Auch heute scheint die Sonne fröhlich am Himmel, und das können wir auch gut gebrauchen, denn diese Nacht hatte es doch tatsächlich nur 7°. Als wir am Morgen die Heizung aufdrehen, hat es im Womo nur 16,7°. Mit dicker Decke ist das aber ganz gut auszuhalten und das Womo erwärmt sich schnell. Nach dem Duschen ist Hausputz angesagt, so wie es sich samstags gehört. Als meine Kinder klein waren, haben wir immer Samstagvormittag die Wohnung miteinander geputzt und dazu die Arbeiten verteilt. Jeder hatte dabei seine Aufgaben. Die Kinder sind erwachsen und flügge geworden, aber der Samstag als Putztag ist geblieben. Um 10:30 machen wir uns dann auf den Weg, zuerst zum Supermarkt um die Vorräte aufzustocken und dann zu einer kurzen Stadtrundfahrt durch St. Andrews, vorbei an den Überresten der mächtigen Kathedrale und am College, wo einst Prinz William studierte und dabei seine Frau Kate kennen und lieben gelernt hat. Nach ein paar Fotos geht es weiter, wir passieren Golfplatz um Golfplatz und natürlich auch den Berühmtesten, das Mekka aller Golfer den St. Andrews Old Course.

Weiter geht es nach Glamis Castle, zum Familienschloss der Queen Mum, der verstorbenen Großmutter der Prinzen William und Harry. Hier ist sie mit ihren 9 Geschwistern aufgewachsen. Hier verbrachte sie die Flitterwochen in einer eigenen Suite, welche die Familie regelmäßig für Urlaubsaufenthalte nützte und hier wurde auch ihre zweite Tochter Margret geboren. Viele kleine und große Gegenstände erinnern daran, dass auch die Queen einmal ein junges Mädchen war. Es ist wirklich spannend durch diese Räume zu wandeln und der Führer weiß viel zu berichten. Leider darf man nicht fotografieren! Aber auch verständlich, ich wollte auch nicht, dass jeder mein Wohnzimmer fotografiert. Jedenfalls empfehlen wir allen, die vorhaben Schottland zu besuchen, schaut euch Glamis Castle an!

Danach geht es durch unberührte schottische Natur Richtung Balmoral. Eine wunderschöne Fahrt. Wir bleiben stehen um diese herrliche Landschaft in Erinnerung zu behalten.

Endlich erreichen wir Schloss Balmoral, den Sommersitz der königlichen Familie. Aber leider sind wir zu spät. Man schließt gerade die Pforten. Also zum Campingplatz und morgen wiederkommen. Nur … der Manager sieht uns schon von Weiten kommen und erklärt, sein Platz sei vollbelegt. Derzeit sind die „Bank Holidays“, da ist ganz Großbritannien unterwegs. Wir finden zwar, dass „vollbelegt“ anders aussieht und eigentlich doch noch reichlich Platz wäre, aber er lässt sich nicht erweichen, also eine Alternative suchen und die haben wir gefunden, mitten in einem Naturschutzgebiet, herrlich gelegen und mit wunderbar frischer Luft.

Tarland Club Site

So royal, so british, so regnerish!

Sonntag, 4.6.: Tarland – Balmoral – Aberloure (55.767- 55.798 km)

Gefahren: 31 km
Übernachtung: Speyside Gardens Caravan Aberloure (€ 28,60)

Heute früh war es wirklich „frisch“. Ein Blick aufs Thermometer zeigt als nächtliche Minimaltemperatur außen 2,7°. Das ist neuer Rekord! Aber die Sonne strahlt hell vom Himmel und wärmt schnell.

Wir fahren zurück nach Balmoral, eine Abkürzung durch das Naturschutzgebiet. Es geht auf einer schmalen Straße mitten durch einen Märchenwald, auf den krummen, uralten Baumstämmen wachsen dicke Flechten und Schwämme. Dazwischen wuchern die Farne. Ich warte darauf, dass ein Dinosaurier seinen Kopf durchs Dickicht streckt, denn hier sieht es aus wie im Jurassic Park. Nach einigen Meilen lassen wir den zauberhaften Spuk hinter uns und gelangen wieder zur Hauptstraße. Wobei dieses Wort nicht ganz zutreffend ist. Auf einer kleinen Landstraße tuckern wir zwischen Feldern und Wiesen zum Sommersitz der Queen. Der steht nämlich, man glaubt es kaum, wirklich in „the middle of nowhere“, das ist der vornehme englische Ausdruck für „am A… der Welt“.

Wir parken und Egbert ruft mir beim Verlassen des Womos zu, doch den Regenschirm mitzunehmen. Also packe ich den Knirps in meine Tasche, um ihn nach wenigen Metern bereits wieder hervorzufischen und aufzuspannen. Ganz plötzlich setzt heftiger Regen ein. Tapfer wandern wir durch die großzügige Parkanlage Richtung Schloss, vorbei an 30 Meter hohen Tannen, welche – wie das Schild darunter verrät – „Giant Firs“ heißen und aus dem amerikanischen Westen stammen.

Die noble EIngangspforte zu Balmoral Castle

Auf Balmoral gibt es nicht viel zu sehen. In der ehemaligen Kutschengarage informiert eine Ausstellung über den Bau und das Leben auf dem Schloss. Königin Viktoria erwarb diesen „kleinen Landsitz“ und ließ ihn für ihre zahlreiche Kinderschar entsprechend erweitern. Während der Abwesenheit der Queen ruht das Schloss, von den Angestellten liebevoll gepflegt und gehegt, im Dornröschenschlaf und wird nur für die 2-3 Wochen aufgeweckt in denen die Queen hier ihre Sommerferien verbringt. Da der Regen unerbittlich ist, flüchten wir uns ins Café und warten bei Espresso, heißer Schokolade und einem herrlichen Carrot-Walnut-Cake auf bessere Zeiten.

Und tatsächlich, nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und die Sonne strahlt wieder. Also besichtigen wir noch den Ballsaal – wo natürlich fotografieren strengstens untersagt ist – und dann eilen wir zum Womo, denn die nächste Regenwolke wartet bereits am Himmel.

Bei diesem Modell von Balmoral hat seine Majestät Prinz Philipp höchstpersönlich mit Hand angelegt
Ein schöner Blick!
Balmoral im Sonnenschein
Ein netter Oldtimer, so haben früher die Fleischer Lieferwägen ausgesehen.

Nass und frierend öffnen wir die Womotüre und treten ein in die gemütliche Wärme unseres Zuhauses. Schnell eine Suppe gekocht, das weckt die Lebensgeister und dabei ein bisserl French Open schauen. Danach geht es weiter Richtung Whisky Trail.

Am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel und ergattern das letzte Plätzchen. Was ist hier nur los? Es ist Vorsaison! Wie mag es hier in der Hauptsaison zugehen? Hauptsächlich sind Briten unsere Nachbarn, nur dieses Mal hat sich Seabridge angesagt, eine geführte Wohnmobiltour durch Schottland mit 17 Wohnmobilen. Das sieht aus, wie eine Wagenburg aus dem wilden Westen. Das ist nun das zweite Mal, dass sich unsere Wege kreuzen. Mal sehen, wie oft wir uns noch treffen!

Show me the way to the next distillery!

Montag, 5.6.: Aberloure – Aberloure Distillery – Glennfiddich Distillery – Strathisla Distillery – Aberloure (55.798-55.818 km)

Gefahren: 20 km
Übernachtung: Speyside Gardens Caravan Aberloure (€ 28,60)

Endlich kommen wir zu einem, oder besser gesagt dem Highlight unserer Schottlandreise! Es regnet, als wir unsere erste Station ansteuern, die Aberloure Distillery. Als wir endlich das Visitor Center erreichen, teilt man uns mit, dass alle Führungen ausgebucht sind, bis Mittwoch! Nein danke, so lange wollen wir nicht warten. Immerhin gibt es hier in der Gegend an die 20 distilleries, also weiter zur nächsten. In Glennfiddich haben wir Glück und ergattern ein Plätzchen für die 13:00 Führung. So verbringen wir die 1 ½ Stunden im Womo mit French Open schauen, Lesen und Mittagessen.

Zuerst wird die Geschichte der Distillery in einem Film präsentiert, danach werden wir von einem netten Schotten in echtem Kilt durch die Anlage geführt. Die Luft ist so von Alkohol geschwängert, dass mir schon beim Einatmen schwummerig wird. Aber man gewöhnt sich daran und am Ende der Führung bin ich sehr gut gelaunt! Der Kilt schaut echt cool aus, vielleicht sollte ich mir doch so ein Stück als Andenken mitnehmen!

Aber nun zur Kunst des Whisky Brauens – 10% des Geschmacks resultiert aus der Qualität der gemalzten Gerste, 30% aus dem Fermentierungsvorgang und man glaubt es kaum 60% aus der Art der Lagerung. Die gemalzte Gerste wird zugekauft. Das tun mittlerweile alle distilleries hier in der Gegend. Die Fermentierung erfolgt in riesigen Bottichen und dauert 72 Stunden. Nach einer zweifachen Destillierung in Kupfergefäßen wird das Resultat in Eichenfässer abgefüllt, die anschließend in einem der 47 „warehouses“ gelagert werden. Insgesamt lagern 140 Millionen Liter Whisky auf dieser Anlage.

Die Fässer sind allesamt second hand. Der größte Teil stammt aus Amerika, da dort laut Gesetz, Fässer nur einmal verwendet werden dürfen, und ein kleiner Teil aus Spanien. Also bevor schottischer Whisky reifen darf, war vorher schon Johny Walker oder Bourbon, bzw. Sherry drin. Uns erklärt man, dass es gerade die gebrauchten Fässer sind, die den guten Whiskygeschmack ermöglichen, da das Holz dabei eine wichtige Rolle spielt.

Bei Glennfiddich wird mindestens 12 Jahre gelagert, bevor abgefüllt wird. Dazu werden 80 Teile „Johny Walker“ mit 20 Teilen „Sherry“ „verheiratet“ – das heißt in einem riesen Bottich zusammengeschüttet und wiederum ein paar Monate gelagert. Erst dann wird abgefüllt. Wie wir dann im Shop entdeckt haben, gibt es auch Whisky, der 50 Jahre alt ist und per Flasche 26.550 Pfund kostet. Der Verdienst der Distillery ist allerdings „nur“ 15.618 Pfund. Den Rest kassiert der Staat, denn ich erspare euch das Ausrechnen – hier Schwarz auf Weiß – in Großbritannien wird Whisky mit sage und schreibe 70% besteuert!

Dann geht es ans Verkosten. Wir schwenken das Tulpenglas, hauchen kurz hinein und atmen dann mit geöffnetem Mund durch die Nase das Aroma ein. Danach wird ein kleiner Schluck genommen und für fünf Sekunden im Gaumen gehalten bevor er hinunter in den Magen rieseln darf. Vor uns stehen vier Kostproben. Ganz elegant verdünne ich mit ein paar Tropfen Wasser, um den Whisky noch besser zu schmecken, aber das hilft nix. Ich war und bin nie ein Fan von Alkohol gewesen und Whisky wird das nicht ändern. Allerdings war es sehr interessant so vieles darüber zu erfahren und die Unterschiede der Lagerung bei den Proben zu riechen und zu schmecken.

Bevor es weitergeht braue ich uns einen starken Kaffee. Egbert setzt sich wieder ans Steuer und gleich darauf sind wir bei der Strathisla Distillery, die seit 1786 in Betrieb ist, also 100 Jahre älter als die Glennfiddich.

Der Prozess ist ähnlich, aber die kleine Anlage mit ihren historischen Räumlichkeiten hat ein ganz besonderes Flair. Bei strahlendem Sonnenschein geht es zurück zum Campingplatz.

It’s raining cats and dogs – better cattle and cows!

Loch Ness

Dienstag, 6.6.: Aberloure – Loch Ness (55.818-56.051 km)

Gefahren: 133 km
Übernachtung:  Loch Ness Shore (€ 36,88)

Während der Nacht schüttete es unaufhörlich und auch morgens gab es keine Programmänderung. Nach dem Frühstück und der üblichen Womo-Toilette ging es zu Distillery Nr. 3 – die Glen Grant. Aber diesmal bleibe ich zuhause und bastle an meinem Blog, während Egbert tapfer durch den Regen zu jener Distillery stapft, wo seine liebste Whiskymarke fabriziert wird. Nach 1 ½ Stunden kehrt er zufrieden mit einer neuen Whiskybottle zurück.

Nun fahren wir direkt zum Loch Ness. Viel sieht man nicht, denn es schüttet, die Briten nennen das „It’s raining cats and dogs!“ aber das trifft hier nur bedingt zu, besser sollte man es nennen „It’s raining cattle and cows!“ Wir kurven durch das schottische Hochland entlang an gelb blühenden Ginsterbüschen, grasenden Schafen und wiederkäuenden Kühen. Auf dem Campingplatz ergattern wir ein schönes Plätzchen mit Blick auf Loch Ness, und nach Abendessen und French-Open Schauen fallen wir müde ins Bett.

Endlich!

Mittwoch, 7.6. Loch Ness – Urquart Castle – Inverness – Brora (56.051-56.241 km)

Gefahren: 90 km
Übernachtung: Green Park Brora  (€ 19,74)

Heute Morgen erwachen wir bei ruhigem Wetter, das heißt – es regnet nicht! Das hebt gleich die Stimmung und so machen wir uns auf den Weg, Loch Ness zu umrunden. Die Straße führt durch Wälder, am Ufer entlang und durch grünes Hochland. Es gibt so viel zu sehen bis wir zu Urquart Castle gelangen. Der Parkplatz ist voll, aber dann ergattern wir doch noch ein Platzerl für unseren langen Italiener. Dieses Castle, ursprünglich im 12. Jh. errichtet und stetig erweitert, wurde um 1750 durch eine Schwarzpulver Explosion zerstört. Trotzdem erhält man einen guten Einblick, wenn man durch die Ruinen wandelt. Strategisch gut gelegen, war Urquart Castle zu seiner Zeit faktisch uneinnehmbar.

Weiter geht es nach Inverness, zum Aldi, denn unser Kühlschrank ist leer und wer weiß, wann wir wieder Gelegenheit bekommen unsere Vorräte aufzustocken, da es immer weiter in den Norden geht. Dass wir im hohen Norden angelangt sind merkt an auch daran, dass es um 22:30 (für euch 23:30) noch immer hell ist und um 3:00 früh bereits der nächste Tag schon erwacht.

Inverness

Es ist nicht mehr weit bis zu unserem Campingplatz, also nichts wie los, denn heute Abend gibt es Fischfilet mit Gitterpommes und Paradeis-Salat. Wir fahren an Meerarmen entlang und queren über drei lange Brücken die Fjorde.

Bald sind wir auf dem Campground, aber wieder einmal heißt es, „fully booked“, dabei sehen wir viele Plätze leer. Etwas ratlos fragen wir nach Alternativen, aber dieser schottische Dialekt ist nicht wirklich verständlich. Wir blättern in unseren Reiseführern und beschließen zurück nach Dornoch zu fahren, während unsere Mägen unerbittlich knurren. Aber dann entdecken wir zwei Ecken weiter einen herrlichen Campingplatz mit wunderbarer Aussicht. Nix wie hingestellt und den Gasherd angeworfen. Mit sattem Magen sehen wir zu, wie draußen auf der Wiese im Sonnenschein an die 20 Kaninchen herumhoppeln, während im Fernsehen Dominik Thiem sich ins Halbfinale des French-Open kämpft.

Die Karnickelwiese, leider sieht man sie nicht, aber das Panorama war echt traumhaft