Korsika – 4. Woche

Von Ghisonaccia zurück nach Wien

Freitag, 11.09. – Ghisonaccia

Ach ja, das habe ich ganz vergessen. Das Örtchen heißt Ghisonaccia. Hier hat Egbert bereits vor 20 Jahren mit seiner Familie herrliche Urlaubstage verbracht. Während Egbert in der Rezeption die wichtigen Anmeldeformalitäten erledigt, erkunde ich auf meinem Tablet mittels Google Maps die Umgebung. „Wie hat euer Urlaubsdomizil geheißen?“ „So etwas mit Marina d’Oro“; ist die Antwort. „Ups, das ist hier gleich nebenan!“ Also erkunden wir das Areal und Egbert schießt ein paar Erinnerungsfotos.

Marina d'Oro, Ghisonaccia
Marina d’Oro, Ghisonaccia

Am Abend speisen wir im dortigen Restaurant, weil es uns besser gefällt als jenes auf unserem Campingplatz.

Sonntag, 13.09. – Raindrops keep falling on my head

Eigentlich ist heute früh Abfahrt Richtung Corte geplant; aber um 5:00 beginnt ein heftiges Unwetter. Der Regen trommelt so intensiv und lautstark auf das Womo-Dach, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Nach 3 Stunden ist der Spuk vorbei; aber beim Öffnen der Türe entdecken wir, dass wir in einem See stehen, der 20 cm tief ist.

Vorsichtig klettern wir hinunter, waten durch die Wasserfluten und beschließen, noch einen Tag anzuhängen.

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Unter Wasser!

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Wir wandern am Strand entlang und da die Brandung so heftig ist, wählen wir 2 Liegestühle am Pool.

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Am Abend steht noch immer das Wasser, wenn auch schon niedriger. Vorsichtig fährt Egbert das Womo auf trockenes Land. Morgen geht es nach Corte und vorher zum Supermarkt, denn unsere Vorräte sind schon ziemlich aufgebraucht.

Montag, 14.09. – Corte

Corte liegt im Herzen Korsikas wo sich bereits in der Antike die Handelswege der Hirtenstämme kreuzten. Der Felssporn, wo heute die Zitadelle steht, wurde schon von den Römern benutzt. Im 18. Jh war Corte die Hauptstadt der unabhängigen Republik Korsikas und verfügte über eine Universität.

Der Campingplatz liegt in Gehweite zur Zitadelle und so machen wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg, das Städtchen zu erkunden.

Die Zitadelle von Corte
Die Zitadelle von Corte

Nur wenige Gässchen sind befahrbar, die meisten sind Treppensteige und viel zu schmal für PKWs. Wir schlendern Richtung Zitadelle und sind umfangen von der gemütlichen Atmosphäre. Corte hat den Zeitgeist verschlafen und gerade das ist so reizvoll.

IN den Gassen Cortes
In den Gassen Cortes
Die älteste Greislerei der Welt, seit 1800 in Betrieb
Die älteste Greislerei der Welt, seit 1800 in Betrieb
Kanalisation für Nachttöpfe
Kanalisation für Nachttöpfe

Vor dem Kirchlein weist Piero Paoli, der Gründer der korsischen Republik seinen Korsen mit ausgestrecktem Arm den Weg, während hinter ihm in der Hausfassade noch die Einschüsse Genuesischer Gewehrkugeln zu sehen sind.

Piero Paoli
Piero Paoli

Der Altar des Kirchleins ist mit herrlichen Blumengestecken geschmückt, von zwei Frauen liebevoll arrangiert. Mit diesem Schmuck ehren sie das „Zuhause“ unseres Schöpfers in ganz besonderer Weise.

Der prächtige Altarschmuck
Der prächtige Altarschmuck

Am Abend schwingt Egbert wieder einmal den Kochlöffel und wir genießen Sardinenfilets, die auf der Zunge zergehen. Durch die Bäume sehen wir, dass die Zitadelle beleuchtet ist, und so machen wir uns in der Dunkelheit auf dem Weg und fangen dieses Bild ein.

Corte bei Nacht
Corte bei Nacht

Dienstag, 15.09. – San Nicolaio

Es geht wieder die Bergehänge hinunter, Richtung Küste. Das Meer flimmert verheißungsvoll. Zu Mittag machen wir Rast mit köstlicher Paté und knusprigem Baguette und genießen die Aussicht auf diese alten Brücke. Dabei beobachte ich eine Smaragdeidechse (siehe Beitragsfoto).

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Mit jedem Kilometer nähern wir uns nun Bastia, wo wir für Donnerstag die Fähre gebucht haben. Der Campingplatz ist bereits dabei in seinen Dornröschenschlaf zu verfallen – wenig Gäste, viel Platz zum Aussuchen – das Resultat, ein Stellplatz direkt am Meer.

Strand von San Nicolai
Strand von San Nicolai

Da es ein bisschen zu kühl ist, wählen wir fürs Plantschen den Indoorpool, auch nicht schlecht!

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Am Abend sitzen wir in lauer Luft vor dem Womo, neben uns plätschert die Musik aus der nahen Bar, vor uns rauschen sanft die Meereswogen.

Mittwoch, 16.09. – Spieg’lein, Spieg’lein an der Wand ….

Neben den vielen kleinen Handgriffen, die es braucht um ein Womo start- bzw. standklar zu machen, hat man auf einem Campingplatz genügend Muße sich umzusehen.

So wie junge Eltern die Vorzüge und Nachteile der diversen Kinderwagen für den eigenen Nachwuchs analysieren, vergleichen Womorianern ständig die unterschiedlichen Modelle mit dem eigenen „Herzstück“, nach dem Motto: „Spieglein, Spieglein an der Wand, welches ist das beste im ganzen Land?“

Davon sind natürlich auch wir nicht gefeit. Sobald wir ein Modell sehen, wird es im Internet „nachgeschlagen“ und begutachtet: „Zu lang, zu schwer, kein Keller, keine Abstellfläche fürs Kochen, zu wenig Platz beim Indoor-Sitzen falls das Wetter schlecht ist, das Bett zu klein – zu niedrig – zu schmal, oder überhaupt das Klo total falsch angeordnet!“

Womo mit Moped huckepack
Womo mit Moped huckepack

So gesehen, ist unser Schnecki für unsere Bedürfnisse ideal. Es ist kurz genug um überall einen Parkplatz zu finden, leicht genug für unser Moped huckepack, bietet ausreichend Indoorplatz bei Schlechtwetter und genügend Raum – damit zwei Personen miteinander eine Mahlzeit zubereiten können.

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Das Bett ist breit genug, das Badezimmer zum Wohlfühlen – also was will man mehr?

Badezimmer
Badezimmer

Bekanntlich will man immer mehr, unser Manko (so ferne man das so nennen kann) ist schnell genannt: Mit 96 PS sind wir nicht die Schnellsten und bei langen Strecken ist das manchmal doch recht mühsam. Dafür haben wir immer freie Sicht und noch kein Strafmandat wegen Schnellfahren bekommen. Das Alkovenbett ist zwar breit genug, aber bei der niedrigen Decke braucht es schon ein bisserl Akrobatik um hineinzuklettern, bzw. Decke oder Polster zu richten.

Aber wir schauen weiter, vergleichen, analysieren und vielleicht … finden wir eines Tages doch noch … unser Schneewittchen.

Donnerstag, 17.09. – Zurück auf dem Festland

Um 6:00 früh klingelt der Wecker, aber ich bin bereits putzmunter und beginne mit der Morgenroutine. Nach 30 Minuten fahren wir im Konvoi in der Morgendämmerung Richtung Hafen. Der Campingplatz liegt nur 7km entfernt und anscheinend ist er eine viel benützte „Wartehalle“.

Im Hafen von Bastia
Im Hafen von Bastia

Mit Blick auf die Fähre frühstücken wir und beobachten das „Ausladen“. Wir sind als eine der ersten beim Einladen dran. Schnell ist ein gutes Plätzchen auf dem Oberdeck gefunden, wo wir uns für die Überfahrt einrichten.

Im Bauch der Fähre
Im Bauch der Fähre

Trotz der heftigen Wellen, ist es sehr mild. So bleiben wir „outdoor“, wo ich meinem mulmigen Magen zu überzeugen versuche, dass eh nix los ist.

Der standfeste Egbert widersteht jeder Seekrankheit
Der standfeste Egbert widersteht jeder Seekrankheit

In Livorno fahren wir gekonnt wie die alten Hasen von der Fähre. Anstatt Autobahn genießen wir eine Fahrt durch die Campagne Richtung Florenz. Dort wollen wir unseren letzten Ferientag verbringen.

Freitag, 18.09. – Florenz

Das Moped ist schnell startklar und ab geht es Richtung City. Innerhalb von einer Viertelstunde parken wir unser Moped in Sichtweite des Ponte Vecchios. Gar nicht einfach, denn die Parkplätze sogar für Zweiräder sind voll belegt, eine ganz neue Erfahrung! An jeder Ecke stehen sie dicht aneinander gereiht. Und was besonders erstaunt, kaum eine Vespa, Österreichs Kult-Zweirad, ist zu sehen, fast alle Motorräder sehen aus wie unseres. In Italien siegt eben die Praktik vor der Schönheit.

Unser Parkplatz
Unser Parkplatz

Wir fotografieren und inspizieren die Brücke, auf der ausschließlich Juweliergeschäfte ihre Waren feilbieten. Bereits im 18. Jh. legten die Medicis fest, dass nur diese Zunft hier ihr Gewerbe treiben darf um nicht durch unnötigen Lärm gestört zu werden.

Ponte Vecchio
Ponte Vecchio

Weiter geht es, begleitet von Legionen anderer Touristen, Richtung Piazza della Signoria wo einst die florentinische Republik in ihrem Palast residierte und regierte, davor der Replik von Michelangelos David.

Piazza della Signoria
David
David

Florenz hat eine eigene Atmosphäre, selbstbewusst, ehrwürdig, unabhängig, der eigenen ruhmreichen Vergangenheit tief verbunden, irgendwie mehr Medici als Italien.

Eine von unzähligen Boutiquen für edle Kinderbekleidung

Der nächste Hotspot: Der Dom von Florenz mit seiner prächtigen Fassade aus buntem Marmor und einem enttäuschend kargem Inneren. Aber das direkt danebenliegende Baptisterium ist zweifelsfrei einen Besuch wert, die Kuppel innen ist mit herrlichen Mosaiken eine Augenweide aus dem 14. Jh.

Der Dom von Florenz
Der Dom von Florenz

Der Grundriss des Baptisteriums ist nach „alter“ Sitte (die kennen wir bereits aus Ravenna) achteckig, obwohl das Gebäude erst aus dem 11. Jh. stammt. Das Achteck symbolisiert die Vollendung, das Paradies. Die Woche hat sieben Tag und der „achte“ ist die herrliche Ewigkeit, welche jeden Täufling nach seinem Ableben erwartet.

Die Kuppel des Baptisteriums
Die Kuppel des Baptisteriums

Eigentlich wollen wir in die Academia del Arte, um den Original David und all die anderen Skulpturen zu bewundern, aber eine 100 Meter lange Warteschlange am Eingang änderte radikal unsere Planung. Wir hätten doch über Internet buchen sollen, aber wer rechnet, Ende September mit SOWAS!

Die Alternative: eine Pizza essen im Schatten des Duomo. Michelangelo muss warten, bis zum nächsten Mal, denn was wir bisher gesehen haben, überzeugt uns: eines unserer nächsten Ferienziele – 14 Tage Umbrien und Toskana, inklusive mehr Zeit in Florenz.

Santa Maria Novella
Santa Maria Novella

Danach steuern wir Santa Maria Novella an, eine riesige Kirche mit anschließendem Dominikanerkloster. Die Kirche, das erste gotische Bauwerk Italiens, wurde im 13. Jh. erbaut. Damals war es üblich, Kapellen vornehmlich in Kirchen von Bettelorden zu stiften, um sich sein Seelenheil zu sichern. Davon haben viele Adelige Florenz reichlich Gebrauch gemacht. Wir spazieren von Kapelle zu Kapelle, und bewundern die unterschiedlichen Fresken.

Der Kreuzgang von Santa Maria Novella
Der Kreuzgang von Santa Maria Novella

Danach drehen wir noch eine Runde im schönen Kreuzgang, wo wir auf eine Hochwassermarke treffen.

Die Hochwassermarke vom 4.11.1966
Die Hochwassermarke vom 4.11.1966

Das Schild, zu dem Egbert hinaufzeigt, erinnert an den Wasserstand des Arno, am 4. November 1966, unglaublich! Wie müssen die Kunstschätze und Fresken darunter gelitten haben!

Der nächste Halt liegt gleich direkt neben unserem Mopedparkplatz, Santa Maria Trinita. Auch in diesem Kirchlein kann man wunderschön geschmückte Kapellen entdecken.

Kapelle in Santa Maria Trinita
Kapelle in Santa Maria Trinita

Bevor es wieder Richtung „Zuhause“ geht machen wir noch Halt bei einem Supermercato und dann buche ich einen Tisch bei „Chez Egbert“. Das Ergebnis seht ihr hier, bevor es in unseren Mägen verschwunden ist, ein wirklich köstliches Gericht.

Dorade gebraten
Dorade gebraten

Sonntag, 20.09. – Wieder Zuhause

Nach einem Monat kommen wir wieder nach Wien. Endlich wieder Zuhause, aber das stimmt nicht ganz, denn wir hatten die ganze Zeit unser „Zuhause“ dabei. In diesen vier Wochen haben wir viele neue „alte“ Städte besucht, einen Opernabend, ein wenig Kultur, wilde Berg- und Küstenlandschaften, gutes Essen (das Beste war das von „Chez Egbert“!), herrliche Strände, kristallklares Wasser und wunderschöne Sonnenuntergänge. Wir haben viel erlebt und uns dabei gut erholt.

Nun heißt es Abschied nehmen von unserem Womo für das nächste dreiviertel Jahr. Aber der nächste Frühling kommt bestimmt, und da planen wir …. Na lasst euch überraschen.

Inzwischen freue ich mich auf meine Enkelin Anna, die ich sehr vermisst habe. Bin schon gespannt, wie groß sie geworden ist. Dann werde ich Oma in ihrem neuen Heim besuchen. Das haben während meiner Abwesenheit Robbin und Birgit (mein Sohn gemeinsam mit seiner Frau) ganz wunderbar organisiert und mit viel Mühe liebevoll hergerichtet, wofür ich ihnen sehr sehr dankbar bin. Ja, natürlich freue ich mich auch auf meine Töchter, Pamina und Jenufa, und bin neugierig, was sie mir so alles zu erzählen haben.