Von Arone nach Ghisonaccia
Wie schnell doch die Zeit vergeht! Nun sind wir bereits zwei Wochen auf Achse und genauso viel Zeit liegt noch vor uns.
Freitag, 04.09. – Bucht von Arone – Ajaccio
Um 10:00 sind wir startklar. Das Womo schnauft mühsam den Berg hinauf und munter geht es weiter auf der Küstenstraße, vorbei an herrlichen Buchten, mächtigen Bergmassiven, grünen Macciabüschen und türkisblauem Meer.
Eigentlich wollen wir bei der griechischen Kolonie Cargese halten und das Städtchen inspizieren, aber mehr als einer Stadtrundfahrt war nicht drinnen, denn für unser Womo fand sich kein legales Parkplätzchen.
Nach kurzem Kamerastopp ging es weiter Richtung Ajaccio, oder besser gesagt, Geant Casino – ein riesiger Supermarkt, denn unsere Vorräte sind schon knapp. Nachdem von sechs mitgenommenen Gläsern nur mehr zwei verwendbar sind, und davon eines mit Sprung und Scharte (der Rest ist bereits zersplittert), führt unser erster Weg in die Haushaltsabteilung und einen Sonnenschirm nehmen wir auch gleich mit, als Prophylaxe gegen den nächsten Sonnenbrand. Endlich gibt es wieder Paté, Käse, Mineralwasser, Wein, Chips, Gemüse für den täglichen Salat und fürs Abendessen Garnelen! Mit vollem Kühlschrank und knurrendem Magen fahren wir noch das Stückchen weiter bis zum Campingplatz. Der liegt etwas außerhalb von Ajaccio. Dort richten wir uns ein und dann schwingt Mâitrè Egbert den Kochlöffel und zaubert köstliche knusprige Garnelen auf unsere Teller.
Morgen werden wir Napoleons Geburtsstadt besichtigen, bin schon sehr gespannt.
Samstag, 05.09. – Ajaccio
Wieder packen wir das Moped aus und flugs geht es Richtung Ajaccio, die Geburtsstadt Napoleons und Hauptstadt Korsikas, ein quirliges und sehr lebendiges Städtchen. Direkt in der Altstadt finden wir ein Plätzchen für unser Moped. Wer findet auf dem Suchbild unsere weiße Maus?
Gleich folgt die Auflösung!
Wir schlendern durch die Innenstadt, besuchen Napoleons Geburtshaus.
Das Haus ist sehr liebevoll restauriert und war die ganze Zeit, schon zu Napoleons Lebzeiten eine Gedenkstätte. Deshalb sind so viele Originalstücke auch erhalten geblieben. Ich lausche so interessiert dem Audioguide und vergesse ganz aufs Fotografieren. Aber den kleinen Ballsaal, wo 1799 Napoleon auf seiner Rückkehr vom Ägyptenfeldzug eine kleine Soirée gab, knipse ich dann doch.
Danach sitzen wir kurz im Gärtchen gegenüber und wandern anschließend zum Hafen.
Dort bewundern wir Katamarane, die zu mieten sind und sehen dem munteren Treiben zu. Schließlich geht es wieder Richtung Campingplatz. Wir sind uns einig, das Moped ist wirklich super praktisch.
Sonntag, 06.09. – Ajaccio – Filitosa – Sartene – Bonifacio
Schnell ist unsere weiße Maus wieder aufgepackt. Heute geht es zu den Uranfängen Korsikas nach Filitosa. Dort befindet sich die größte Fundstätte an Menhiren in Frankreich. Die Anfänge Filitosas datieren aus 6.000 v.Chr. Das Gebiet wurde aber bis ins Mittelalter bewohnt. Das Gelände sieht aus, als hätte der Schöpfer ein paar Kieselsteine fallen gelassen. Die „Kieselsteine“ sind riesige Felsklötze, die in der Ebene liegen.
Blickt man in die Umgebung fragt man sich, woher die bloß gekommen sind. Jedenfalls entdeckte man direkt neben den Wohn- und Kultanlagen auch jenen „Steinbruch“, wo die Ureinwohner ihre Menhire einfach vom Stapel pflückten.
Mit ein paar Tropfen Zaubertrank würde ich den Huckepack nehmen, wie nix!
Weiter geht es nach Sartene. Dieses korsischste aller korsischen Städtchen liegt wie eine Trutzburg an einem Berghang angeklebt.
Die grauen hohen Steinhäuser in den engen dunklen Gassen verströmen eine eigene Atmosphäre. Hier war einst die Vendetta zu Hause.
Obwohl heute sehr touristisch spürt man das irgendwie noch immer. Am Abend geht es zu unserem Schlafplatz nahe Bonifacio.
Montag, 07.09. – Bonifacio
Natürlich wird die weiße Maus wieder ausgepackt und los geht’s. Aber zuerst noch ein kleiner Fotostopp, denn der Ausblick auf Bonifacio ist wirklich beeindruckend.
Dann flitzen wir weiter, finden ein Plätzchen beim Hafen und lassen uns vom Touristenstrom treiben.
Gerade legt die Fähre von Sardinien an, das nur einen Katzensprung entfernt ist. Dort waren wir vor einem Jahr und so winken wir kräftig hinüber und sagen „Hallo!“.
Nach einem Brunch kehren wir zur Maus zurück und „brausen“ hinauf zur Zitadelle. Nun ja, brausen trifft die Sache vielleicht doch, denn Egbert saust an der Kolonne vorbei, die nach oben hin staut. Die Ursache – ein ausgebrannter Mercedes wird an uns vorbei geschleust. Der Polizist ist „not amused“ über Egberts Eskapaden. Geparkt ist flink und dann besuchen wir den Cimetière von Bonifacio. Hier auf dem Kalkfelsen lassen sich Gräber nur schwer ausschaufeln, also hat man sich etwas einfallen lassen, kleine Häuschen, wo 8 Särge (jeweils 2 nebeneinander, in 4 Reihen übereinander) Platz haben, mit kleinem Vorraum für Kerzen und Gedenktafeln und einer Glastüre davor. Wir spazieren durch die Gässchen und Plätze, die Namen haben bis zur Brüstung mit einem herrlichen Blick über das Meer.
Danach treibt uns die Hitze in die Altstadt, wir flanieren, wie alle anderen durch die Gässchen und landen schließlich bei der Escalier d’Aragon. 187 Steinstufen führen hinunter zum Meer, von den Bonifaciern in den Felsen geschlagen – ein idealer Fluchtweg, falls es mal eng werden würde.
Jetzt ist es nur eng, weil so viele hinauf bzw. hinunter wollen. Der Fitnesstrip lohnt sich, wir fotografieren, gehen am Meer den in den Fels geschlagenen Weg entlang und schauen.
Dann geht es wieder zurück, 187 Stufen hinauf.
Vor der Rückfahrt werden noch schnell Sardinenfilets in der Poissonierie eingekauft. Dann geht es über eine andere Route zurück. Ein kurzer Blick auf Google Maps und los geht’s. Nur … irgendwie verpassen wir die Abzweigung und erkunden die Umgebung mehr als ausgiebig. Schließlich fischen wir das Tablet aus dem Köfferchen, ich klemme es mir unter den Arm und Abzweigung für Abzweigung finden wir den Weg zurück. Ein lustiges Erlebnis, fürs nächste Mal nehme ich die Kopfhörer mit!
Dienstag, 08.09. – Bonifacio – Porto Vecchio
Der nächste Stopp liegt nur 38 km entfernt. Wir kurven brav die Straße Richtung und Bonifacio, tanken die weiße Maus (nach dem gestrigen Erlebnis, hat sie das auch bitter nötig) und fahren eine 10km lange Autoschlange entlang, die sich im Schritttempo Richtung Bonifacio wälzt. Ein Glück, dass wir Sonntag erst so spät gekommen sind, da hatten wir freie Fahrt!
Wir steuern einen Campingplatz an und am Nachmittag brausen wir nach Porto Vecchio. Um das kleine Städtchen, dessen Stadtmauer aus dem 16. Jh. noch fast komplett erhalten ist, gibt es zahlreiche Hotels und Ferienanlagen, denn die Strände hier sind wirklich sehr malerisch. Den Hafen benützten bereits die Römer und bis ins 19. Jh wurde hier die Korkeichenrinde verladen, ein damals blühender Wirtschaftszweig dieser Gegend.
Ein einziges Tor führte damals in das Städtchen.
Wir flanieren durch die Gässchen an schicken Läden entlang.
Während der Heimfahrt genießen wir dieses herrliche Panorama.
Donnerstag, 10.09. – Zonza: Durch das wilde Korsika
Unser nächster Stopp ist an der Küste entlang nur 30 km entfernt. Wir aber wollen die Bergwelt Korsikas erkunden. Unser Ziel ist Zonza, ein beliebter Wanderhotspot mitten in Korsika. Wir erklimmen mit unserem Womo Kurve um Kurve. Egbert kurbelt das Lenkrad und ich habe Muße um zu schauen. Direkt bei der Straße entdecken wir ein Wildschwein Gehege. Flugs findet das alte Baguette eine neue Verwendung. Die Schweine sind zumindest begeistert.
Die Straße windet sich immer höher bis wir von grauen schroffen Felsen umgeben sind.
Oben am Pass machen wir einen Fotostopp.
Hier schmiegen sich niedrige flache Steinhütten an die Felsen umgeben von dichten Pinienwäldern. Die Atmosphäre erinnert mich an Nepal, obwohl ich noch nie dort gewesen bin. Oben am Pass ist es sehr „frisch“, aber das Meer leuchtet einladend zwischen den Felsen entgegen.
Wir klettern frierend zurück ins Womo und bergab geht es Richtung Ghisonaccia zu Brandung und Sandstrand.
Der Campingplatz ist schnell gefunden und mit allem ausgerüstet, was man von einem 4Stern Campingplatz erwarten darf: Gehege mit Lamas, Känguruhs, Wildschweinen, Sträußen und Schafen; Restaurant; Tanzbühne; schicker Swimmingpool; herrlicher Sandstrand; schattige Stellplätze; etc. nur eines ist mangelhaft – der Wasserhahn zum Nachfüllen für unseren Frischwassertank hatte keinen Absperrhahn. Egbert erkundigt sich bei anderen Campern, die immer schnell mit Rat und Tat zur Seite stehen. Aber der allgemeine Tenor lautet: Da kann man nix machen, außer mit Kanister händisch nachfüllen. Nix, da! Ein Griff in unsere Werkzeuglade und schwupps reiche ich Egbert – eine Rohrzange, einen Seitenschneider und eine Beißzange. Unter dem anerkennendem Blick eines französischen Campers öffnet Egbert den Wasserhahn und unser Frischwassertank füllt sich, Liter für Liter.
Danach wird das Womo platziert und für die nächsten drei Tage ist Faulenzen programmiert.