Von Ajarola nach Arone
Nun sind wir schon eine Woche unterwegs und haben schon so viel erlebt. An jedem Tag entdecken wir Neues und Interessantes auf dieser Insel.
Freitag, 28.08. – Calvi
Heute wollen wir Calvi besuchen und wählen dafür als Fortbewegungsmittel das Moped, eine gute Entscheidung!
Gleich hinter dem Ortsschild machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Vergangenheit. Hier „Zum störrischen Esel“ urlaubte Egbert in den 60er Jahren als Student.
Dieses Areal bewirtschaftet der Österreichische Alpenverein schon seit den 50er Jahren. Damals, zu Egberts Zeiten, verstand man unter „Komfort“ noch etwas ganz anderes als heute. Die ehemals urwüchsigen Holzhütten wurden durch schicke Bungalows ersetzt. Nach dem Foto geht es weiter Richtung Zentrum, die Gassen werden immer enger und der Verkehr immer dichter. Aber mit dem Moped ist das kein Problem und wir ergattern ein Platzerl direkt bei der Zitadelle, wo einst die Fremdenlegion ihr Quartier hatte. Auch heute noch ist das 2. Fallschirm Bataillon in Calvi stationiert, aber ein bisschen weiter draußen auf einem riesigen Militärgelände.
Oben auf der Zitadelle stolpern wir in eine kleine Ausstellung der Fremdenlegion und unterhalten uns mit einem Fremdenlegionär mit perfektem Auftreten, ein Serben, der ausgezeichnet Deutsch spricht und auf seiner Brust viele Auszeichnungen trägt.
Wir bestaunen die Aussicht und das herrliche Meer. Dann geht es wieder bergab und wir tauchen in das bunte Treiben von Calvi.
Während wir am Hafen unser Lunch verzehren, beobachten wir eine sehr luxuriöse Yacht, die ihre Gäste mit einem Sektumtrunk Willkommen heißt.
Gleich daneben entlädt eine Fähre ihre Fracht – während jene – die mitfahren wollen, als riesige Autokolonne mitten durch Calvi stauen. Aber anscheinend ist man das hier gewöhnt und die Einheimischen kennen wahrscheinlich die richtigen Schleichwege.
Auch wir brechen auf und erklimmen im wahrsten Sinn des Wortes einen Berg hinter Calvi mit der kleinen Kapelle Notre Dame de la Serra, , denn für die letzten 50 Meter muss ich absteigen. Der Weg ist so steil, dass unser Moped nur mehr hustet. Oben angekommen bietet sich ein atemberaubender Blick über die Bucht von Calvi – die Kletterei hat sich also gelohnt.
Das Hinunterfahren ist dann kein Problem mehr. Hurtig sind wir wieder auf der Landstrasse Richtung Algajola unterwegs. Ein schöner Ausflug!
Samstag, 29.08. – Im Hinterland der Balagne
Eigentlich war Weiterfahren geplant, aber dann entschieden wir noch einen Tag dranzuhängen für eine kleine Spritztour durch die Berge. Am frühen Nachmittag klettern wir wieder auf unser Moped und knattern Richtung Berge.
Das erste Ziel ist Corbara, wo wir das „Petit musée“ besuchen, ein Privatmuseum wo ein Korse sein Sammelsurium von Raritäten, das er in 30 Jahren zusammengetragen hat, liebevoll arrangiert hat. Hier findet man alte Feuerwaffen, selbstspielende Pianinos, alte Urkunden und Grammophone und wird vom Besitzer persönlich durch sein Reich geführt, ein wirklich sehenswertes Erlebnis. Leider darf man nicht fotografieren, schade!
Danach geht es 2 km weiter nach Pigna, eine richtige Künstlerkolonie. In den alten Häusern haben sich Kupferstecher, Töpfer und allerlei andere Kunsthandwerker einquartiert. Wir spazieren durch die schmalen Gässchen, die aus einer Zeit stammen, als man noch mit Eseln unterwegs war.
Dabei entdecken wir dieses nette Geschäft das korsische Spezialitäten verkauft.
Der Weg führt uns nach Aregno zur Eglise de la Trinité. Dieses romanische Kirchlein aus dem 12. Jh mit seinen kontrastreichen bunten Steinen steht mitten in einem Friedhof.
Wir besuchen das Kirchlein und spazieren zwischen den Gräbern. Wie viele Geschichten und Leben hier ihre ewige Ruhe gefunden haben! Wie öfters im Süden werden hier die Toten nicht in der Erde sondern in steinernen Häuschen beerdigt, meist gemauert und weiß verputzt. Manche allerdings auch mit grauen Marmorplatten verziert.
Unser nächster und letzter Besichtigungspunkt ist Sant‘ Antonio, das viele für Korsikas ältestes Dorf halten. Wie ein Adlerhorst thront es über der Landschaft.
Wir klettern durch die engen Gässchen, die teilweise unter den Häusern hindurchführen und genießen die herrliche Aussicht und heimelige Atmosphäre.
Es dämmert schon als wir die Rückreise antreten, diesmal bergab Richtung Küste. Insgesamt fuhren wir 20 km und besuchten vier Bergdörfer, von denen jedes einen ganz eigenen Charakter aufweist, so als wären sie in anderen Provinzen errichtet und nicht in Blickweite. Korsika ist schon eine erstaunliche Insel!
Sonntag, 30.08. – In den wilden Westen Korsikas
Das Unheil hatte sich bereits am Abend angekündigt. Dunkle Schatten landen lautlos in den Bäumen über uns und schließlich flüchten wir vor den herabfallenden „Stoffwechselprodukten“. Um 4:00 früh beginnt eine Krähengang direkt über unseren Köpfen mit einem lautstarken Palaver, das kein Ende nehmen will. Jeder will den letzten Krächzer haben und nach 1 ½ Stunden ist endlich wieder Ruhe, aber da heißt es schon bald aufstehen. Nach dem Frühstück geht es ans Packen. Das Moped ist schnell verstaut und der Rest auch, was wirklich dauert ist die Schlange an der Rezeption um den Obulus zu entrichten, weiter geht das Warten bis auch das CamperService erledigt ist. Jetzt auf die Landstrasse Richtung Calvi zum Casino Supermarkt, der sonntags geöffnet hat. Egbert bugsiert das Womo sehr professionell auf dem überfüllten kleinen Parkplatz in eine Lücke. Mit vollem Kühlschrank geht es dann westwärts, 120 km entlang an Korsikas steiler Steilküste nach Porto und durch die Calanche mit ihren märchenhaften Steingebilden. Ein atemloser Trip in doppelter Hinsicht: Die Straße ist schmal und hinter der niedrigen Begrenzung aus nebeneinander geschlichteten Steinchen geht es steil bergab ins Meer.
Aber die Aussicht ist umwerfend und jede Kurve wert! Links türkisblaues Meer, rechts rote wilde Felsen und wir dazwischen. Während Egbert Kurve um Kurve nimmt, sitze ich daneben mit Filmkamera und Fotoapparat bewaffnet.
Dann geht es steil bergab zum geplanten Campingplatz, wo uns ein netter Korse sehr deutlich erklärt, dass dieser überfüllt sei. Wir sind sehr müde, die Fahrt war schön, aber anstrengend. Was tun, wieder 20 km zurück auf der steilen Straße und dann nochmals 20 km zum nächsten Campingplatz? Wir schlagen im schlauen Buch nach und Schwupps ist da 500 m weiter ein Stellplatz verzeichnet und schnell gefunden. Das Foto zeigt die herrliche Aussicht.
Montag, 31.08. – Die Bucht von Arone: Sand, Sonne, Meer
Obwohl der Übernachtungsplatz so herrlich gelegen, fahren wir doch zurück zum Campingplatz, laden Frischwasser und suchen uns in dem weitläufigen Gelände ein schattiges Plätzchen für Womo und Hängematte.
Der Strand entpuppt sich als wunderschöne Bucht mit feinem Sand und wir beschließen hier ein bisschen länger „auszuharren“, als geplant.
Abends pflege ich meinen Sonnenbrand mit Zitronenöl.
Donnerstag, 03.09. – Faulenzen
Richtige Faulenzer-Tage liegen hinter uns, ausgefüllt mit Nichtstun. Erstaunlich, was man dabei so alles machen kann, denn die Hausarbeit im 5,4 m langen Womo ist schnell erledigt.
Wir haben es ausprobiert: In-der-Sonne-liegen, Schwimmen-im-Meer, Lesen, Kochen, Essen, Geschirrabwaschen, Wäschewaschen, Kaffeetrinken, Rotweinschlürfen, Pizza-Essen, Plaudern, Seele-in-Hängematte-baumeln-lassen, Strandspaziergang, Sternenhimmel bewundern, Schlafen gehen.
Morgen geht es weiter nach Ajaccio.