s29 – Vulkan ganz anders

Donnerstag, 24.10.2019 / Salerno – Herkulaneum – Baia Domizia

Gefahrene km: 157
Übernachtung: Parkplatz Baia Domizia € 0

Unser Weg führt unerbittlich nach Norden. Aber wir versüßen unsere Heimreise mit einem weiteren Highlight, Herkulaneum. Beim Vesuvausbruch 79 n. Chr. wurde nicht nur Pompeji verschüttet, sondern auch das kleine Hafenstädtchen Herkulaneum. Erst ein paar Stunden nach dem Ausbruch rollte eine 400° heiße pyroplastische Wolke mit rasender Geschwindigkeit über das Städtchen, die alles organische Leben mit einem Schlag vernichtete. Ihr folgten mehrere Schlammlawinen. Der ausgehärtete Tuff konservierte alles über die folgenden zwei Jahrtausende.

Blick von den Ausgrabungen zum Vesuv

Nur ein Fünftel der Stadt wurde bisher ausgegraben, der größte Teil liegt unter dem heutigen Herkulaneum in 20 Meter Tiefe begraben. Zur Zeit Napoleons begann man das Gebiet zu erforschen. Zuerst nur, indem man tiefe Schächte und Sondierungsstollen grub. Erst im 20. Jh wurde ein Teil des modernen Herkulaneums geschliffen, um die Ausgrabungen freizulegen.

Hier sieht man gut, wo das Straßenniveau heute ist. Dieser kleine Tunnel ist ein Sondierungsstollen.

Aber das, was man sieht ist beeindruckend. Teilweise sind die Oberstöcke der Häuser erhalten und man kann gut die schwarz angeschmorten Holzdecken erkennen, manchmal sogar Stiegenreste, die ins obere Stockwerk führen.

Ein Shop mit Resten der ehemaligen Zimmerdecke und Stiege, die ins Obergeschoss führte.

Wir wandeln durch die Straßen und besuchen die unterschiedlichen insulae, so wurden damals die einzelnen Häuserblöcke bzw. Stadtteile genannt.

Ein Übersichtsplan des derzeitigen Ausgrabungsstandes

Wieder erstaunt mich die antike Stadtplanung, alles ist in rechtwinkelige Straßen eingeteilt, an den Kreuzungen befinden sich öffentliche Brunnen und noch etwas verwundert, die unzähligen antiken „McDonalds“ bzw. thermopolia.

In den Straßen von Herkulaneum:

Das prandium (Mittagessen, ital. pranzo) pflegte man außer Haus einzunehmen. Das thermopolium war ein zur Straße hin offener Raum mit einem gemauerten mit Marmorplatten dekorierten Schanktisch mit darin eingelassenen dolia (große Tongefäße= wo die angebotenen Speisen warm gehalten wurden. Meist gab es ein Hinterzimmer, wo man das prandium im an Tischen einnehmen konnte.

Thermopolium, der antike McDonalds

Wir spazieren an vielen Villen entlang, jede hat ihr eigenes Peristyl (Innengarten):

Aber auch innen haben die Villen Einiges zu bieten. Die Wandmalereien sind teilweise großartig erhalten, aber auch von den Marmorfußböden ist noch viel vorhanden:

Hier sieht man noch eine originale Zwischenwand. Dahinter lag die Kammer des Pförtners. Das Bett war ebenfalls noch original vorhanden, sogar der Pförtner, zumindest seine Überreste, lag noch darin.

Die römische Zwischenwand aus Holzpfosten und Lehm

Sehr beeindruckend sind die Vorstadtthermen direkt am Hafen, deren Deckengewölbe komplett erhalten geblieben sind. Man spaziert durch eine römische Therme mit Stuckdecken, Umkleideraum, frigidarium (Kaltwasser), tepidarium (Warmwasser), caldarium (Heißwasserbecken) und einem laconicum (Dampfbad).

Die Vorstadtthermen:

Lange Zeit vermutete man, dass fast allen Einwohnern Herkulaneums die Flucht gelungen sei. Als 1982 der Grabungsbereich auf den antiken Strand ausgedehnt wurde, fand man in den zwölf Bootshäusern dicht aneinander gedrängt ca. 250 Skelette. Möglicherweise hofften sie in den starken Gewölben vor Aschenregen und Lapilli sicher zu sein.

Der Hafen mit den Bootshäusern:

In einem kleinen Museum sind die Kunstgegenstände ausgestellt, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden, Kandelaber, unversehrte Gläser, Schmuck, ja sogar ein Chirurgenbesteck. Im Hafenbecken wurde auch ein Boot gefunden, dessen aufwändige Bergung und Konservierung viele Jahre in Anspruch nahm.

Das Museum:

Angefüllt mit Eindrücken fahren wir weiter, als Schlafplatz haben wir uns Baia Domizia ausgesucht, ein beliebter Badeort in der Nähe. Etwas ratlos fahren wir durch die Gassen. Alle Hotels und Villen, ja sogar der riesige Campingplatz – liegen bereits im tiefsten Winterschlaf. Da bekommen wir den Tipp, doch auf dem Parkplatz direkt neben der Carabinieri-Station zu übernachten. Haben wir getan und ohne Störung wunderbar geschlafen.

Wir verbringen die Nacht, gut bewacht!

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